zum Hauptinhalt
313922_3_xio-fcmsimage-20091209194847-006000-4b1ff10fdff77.heprodimagesfotos87120091209kittyfot.jpg

© Kitty Kleist-Heinrich

Senatsbericht: Humboldt-Uni liegt bei der Leistung vorn

Die Humboldt-Universität war im vergangenen Jahr die stärkste Uni der Stadt, misst man sie an den Kriterien des Senats für die leistungsbezogene Mittelvergabe. Das geht aus dem jüngsten Leistungsbericht hervor.

Im Wettbewerb mit der Freien Universität und der Technischen Universität konnte die HU im Jahr 2008 601.000 Euro hinzugewinnen, das entspricht 0,4 Prozent ihres Gesamtzuschusses im Jahr 2009. Ihren Vorsprung vom Vorjahr von 1,3 Millionen konnte sie nicht wieder erreichen. Die Freie Universität, die im Jahr 2007 einen Verlust von 1,1 Millionen Euro gemacht hatte, gewann nun 395.000 Euro hinzu, das macht 0,2 Prozent ihres Zuschusses aus. Der im Vergleich weniger leistungsfähigen TU werden die Gewinne beider Unis abgezogen: Die 996.000 Euro Verlust entsprechen einem Minus von 0,6 Prozent in ihrem Haushalt.

Bei den Fachhochschulen stehen die Alice-Salomon-Hochschule (plus 2,8 Prozent) und die Fachhochschule für Technik und Wirtschaft (FHTW) (plus 1,4) auf der Gewinnerseite, alle anderen Fachhochschulen müssen Verluste hinnehmen. Unter den Kunsthochschulen gewannen die Musikhochschule Hanns Eisler und die Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch Geld hinzu.

Seit dem Jahr 2002 verteilt der Senat einen Teil der Landesmittel an die Hochschulen nach Leistungen in den Bereichen Forschung, Lehre und Gleichstellung. Zuletzt waren es 30 Prozent der Mittel. Insgesamt profitierte die FU davon am meisten: Seit 2002 machte sie wegen ihrer Leistungen insgesamt ein Plus von 3,34 Millionen Euro. Die HU gewann in diesem Zeitraum insgesamt 59 000 Euro hinzu. Die TU musste hingegen 3,39 Millionen Euro abgeben.

Aus Sicht von Wissenschaftssenator Jürgen Zöllner ist das System allerdings so gestaltet, dass Einbußen und Gewinne für die Hochschulen nicht drastisch genug ausfallen. Darum hätten die Hochschulen auch nicht genug Anreize, sich mehr anzustrengen. Zöllner wird das System mit den ab dem kommenden Jahr geltenden neuen Hochschulverträgen daher auf ein neues, umstrittenes Preismodell umstellen. Über die Parameter im Einzelnen verhandeln die Hochschulen noch.

In dem jetzt vorliegenden Bericht über die Leistungen im Jahr 2008 überrascht, dass die FU, die nach ihrem Sieg im Exzellenzwettbewerb enorme Drittmittelsteigerungen verzeichnen konnte, ausgerechnet in der Forschung an die HU verliert. Ursache ist, dass die HU auch jetzt noch überlegen ist, betrachtet man die Drittmittel pro Professur (FU 247000, HU 266 000 Euro pro Professur). In dem Bericht ist zu lesen, die FU leide unter einem Generationenwechsel bei den Professoren, leistungsstarke Forschungsbereiche müssten in manchen Gebieten erst wieder aufgebaut werden. Die TU bleibt wegen ihres Fächerprofils die drittmittelstärkste Universität Berlins (299 000 Euro pro Professur). Doch der Bericht stellt fest, FU und HU, die früher nur 58 und 51 Prozent der TU-Ausgaben pro besetzter Professur hatten, hätten sich nun bereits auf 83 beziehungsweise 89 Prozent der TU angenähert.

Insgesamt konnte die TU 2008 Drittmittel in Höhe von 88 Millionen Euro ausgeben, eine Steigerung um 18 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dazu hätten auch die Zielvereinbarungen beigetragen, die die TU mit neu berufenen Professoren schließt, heißt es in dem Bericht. Die HU steigerte sich um 17 Prozent auf 65,7 Millionen Euro. Den größten Sprung machte die FU, die um 43 Prozent zulegte ( 81,4 Millionen Euro). Insgesamt haben die drei großen Universitäten 235 Millionen Euro an Drittmitteln ausgegeben – ein neuer Rekord nach jahrelangen Zuwächsen. Im Jahr 2003 waren es erst 154 Millionen Euro. Die jährlich steigenden Einwerbungen wurden trotz der nach Finanzkürzungen immer dünner werdenden Personaldecke an den Unis erreicht: Von 1142 Uni-Professuren im Jahr 2000 sind noch 76 Prozent besetzt (871). Beim nichtwissenschaftlichen Personal ist es den Unis noch immer nicht gelungen, den durch die Kürzungen entstandenen Überhang ganz abzubauen.

Finanziell belohnt wird die FU im Zuge der leistungsorientierten Mittelverteilung im Kriterium Gleichstellung. Die TU verliert leicht, die HU deutlich. An der FU waren 28 Prozent der Professuren (mit Juniorprofessuren) im Jahr 2008 mit Frauen besetzt, drei Prozent mehr als im Vorjahr. Die TU steigerte sich um drei Prozent auf 18 Prozent, die HU um ein Prozent auf 24 Prozent. Anders als die anderen Hochschulen hat die HU gleichstellungspolitische Ziele nicht in ihren Zielvereinbarungen zwischen dem Uni-Präsidium und den Fakultäten integriert, heißt es in dem Bericht. Sie seien bislang nur Bestandteil der Zielvereinbarungen zur Forschungsförderung, neue Vereinbarungen seien aber geplant.

In der Lehre gewinnt die FU, die im Jahr 2007 Verluste hinnehmen musste, Geld hinzu. Die HU verliert leicht, die TU deutlich. Allerdings gelingt es allen drei Universitäten immer besser, die Zahl der Langzeitstudierenden zu senken und mehr Studierende in der Regelstudienzeit (plus zwei Semester) zum Abschluss zu führen (siehe Grafik). Im Jahr 2008 waren es bereits 49 Prozent. Die TU lag dabei immer hinten: Sie steigerte sich von 29 auf zuletzt 40 Prozent (HU von 43 auf 51 Prozent; FU von 44 auf 52 Prozent).

Auch die Erfolgsquote (Zahl der Absolventen im Verhältnis zu den Studierenden in der Regelstudienzeit eines Jahrgangs) steigt: An der FU von 53 auf 68 Prozent, an der HU von 48 auf 79 Prozent und an der TU von 46 auf 57 Prozent. Die Steigerungen gehen dem Bericht zufolge darauf zurück, dass die Unis früh auf den Bachelor umgestellt haben (FU 2004, HU 2005)und viele Studierende der alten Studiengänge vor deren Ablauf zügig ihren Abschluss machten. Den Anstieg der Erfolgsquote an der TU, die erst 2007 im großen Stil mit der Umstellung begann, führt der Bericht auf die Abwicklung der Geisteswissenschaften zurück.

Der Senat rechnet damit, dass die neuen Abschlüsse weiter zur Verbesserung der Erfolgsquote beitragen. An den Fachhochschulen kommen im Schnitt 84 Prozent in der Regelstudienzeit zum Abschluss, die Erfolgsquote liegt im Schnitt bei 74 Prozent. Der Bericht stellt fest, die Fachhochschulen würden einen „deutlichen Schwerpunkt im Bereich der Lehre“ setzen. Dem CHE-Ranking zufolge hätten sie in den Ingenieurstudiengängen „durchgängig deutlich besser abgeschnitten als die TU“, hebt der Bericht hervor.

Der Senat lobt, dass die Unis ihre Einnahmen aus der Weiterbildung erhöhen. Die FU führt hier mit 800 Veranstaltungen und 8000 Teilnehmern insbesondere dank ihrer populären GasthörerCard mit 4,5 Millionen Euro (2003 waren es erst 0,9 Millionen), die HU, an der 200 Gasthörer pro Semester eingeschrieben sind, nimmt 1,1 Millionen Euro aus der Weiterbildung ein, die TU 1,6 Millionen.

Als Beweis für die „Reputation und Attraktivität der Berliner Hochschulen“ gilt, dass sich der Anteil von Studienanfängern aus dem Ausland in den vergangenen fünf Jahren von 26 auf 31 Prozent erhöht hat. Die meisten Studierenden ohne deutschen Pass an Berlins Hochschulen stammen aus Polen und der Türkei, gefolgt von China und Russland und Bulgarien.

Positiv registriert der Senat auch die wachsende Zahl fremdsprachlicher Lehrveranstaltungen. So würden an der HU 29 Studiengänge vollständig oder teilweise fremdsprachig durchgeführt. Auch die Zahl der ausländischen Lehrkräfte sei an allen Unis gestiegen: an der FU um 21 Prozent gegenüber dem Vorjahr – dort arbeiten jetzt 272 Wissenschaftler aus dem Ausland. Die TU steigerte sich um 17 Prozent auf 280 Wissenschaftler, die HU um fünf Prozent auf 228 ausländische Wissenschaftler.

Kritisch merkt der Bericht an, dass Berlins Unis noch immer nur ausnahmsweise promotionswillige Fachhochschulabsolventen zulassen: An der Technischen Universität sei der ohnehin niedrige Anteil noch einmal gesunken, obwohl sie viele Forschungsvorhaben mit Fachhochschulen durchführe.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false