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SERIE BERLINER Chronik: 14. März 1990

Wolfgang Schnur tritt zurück Wachsoldaten sind im Warnstreik

Rechtsanwalt Wolfgang Schnur, Vorsitzender des Demokratischen Aufbruchs (DA) und Spitzenkandidat der Allianz für Deutschland, dem Wahlbündnis von CDU, DSU und DA, tritt auf Drängen der CDU-Bundesspitze wegen seiner langjährigen Aktivitäten als Stasi-Spitzel zurück. Bis dahin hat er tagelang öffentlich alle Vorwürfe bestritten. Nun überreicht ihm der Bremer CDU-Vorsitzende Bernd Neumann als Emissär des CDU-Bundesvorstandes die Rücktrittsforderung am Krankenbett in einer Ost-Berliner Klinik. Vor der Presse in der West-Berliner CDU-Zentrale überrascht Neumann mit der Mitteilung, ein Beauftragter Schnurs sei schon vor zwei Tagen mit dessen Eingeständnis der IM-Tätigkeit bei CDU-Generalsekretär Rühe gewesen. Also „mussten wir von uns aus die nötigen Schritte tun“, erklärt der CDU-Chef und Kanzler Helmut Kohl. Die konservativen Parteien reagieren vier Tage vor der Volkskammer-Wahl betroffen. Schnur hat auch seinen Mitstreiter im DA, Rainer Eppelmann, jahrelang im Stasi-Auftrag bespitzelt. Ministerpräsident Modrow berichtet nach einem Besuch bei Schnur, dieser habe Angst um seine Familie und um Schutz gebeten.

Vor der Neuen Wache Unter den Linden fordern Soldaten des Elite-Wachregiments Friedrich Engels mit einem Warnstreik bessere Verpflegung, bessere sanitäre Einrichtungen und ihren Wechsel in den Zivildienst. An den Säulen befestigen sie rote Tücher und Transparente mit Aufschriften wie: „Reparieren statt Repräsentieren!“ – „Weg mit den alten preußischen Militärzöpfen.“ Regimentskommandeur Oberstleutnant Franke nennt die Forderungen „teilweise berechtigt“.

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