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SERIE BERLINER Chronik: 19. August 1961 Jahre Mauerbau

„Es wird ernst“: Angst im Osten der Stadt, Erleichterung im Westen

US-Vizepräsident Lyndon B. Johnson landet am Nachmittag in Tempelhof. Viele tausend Berliner säumen die Straßen seiner Fahrtroute oder erwarten ihn vor dem Rathaus Schöneberg. Johnson zeigt sich „tief bewegt von der Wärme des Empfangs“ und lobt den Mut der Berliner. „Dies ist ein großer Tag für Berlin“, sagt der Regierende Bürgermeister Willy Brandt bei der Begrüßung auf dem Flughafen. Seit dem 13. August machte sich neben Trauer, Angst und Unsicherheit auch Enttäuschung über die blasse Reaktion des Westens breit.

Johnson erklärt, „dass die Zusage, die Freiheit West-Berlins und seiner Zugangswege zu verteidigen, fest und bindend ist“. 1500 zusätzliche US-Soldaten sind unterwegs nach Berlin. Die Ost-Berliner tröstet er: „Verliert nicht den Mut und das Vertrauen. Tyrannen sehen immer so aus, als seien sie für die Ewigkeit gemacht, aber ihre Tage sind gezählt.“

London gibt bekannt, dass die Garnison in Berlin um 16 Panzerwagen und 18 gepanzerte Lastwagen verstärkt wird. 12 500 alliierte Soldaten schützen West-Berlin, davon 6500 amerikanische.

Laut Nachrichtenagentur ADN haben sich in diesen Tagen 10 000 Freiwillige zur Nationalen Volksarmee gemeldet. Mit der Losung „Das Vaterland ruft“ wird bei der FDJ massiv dafür geworben. An der Demarkationslinie Zimmer- Ecke Lindenstraße (Mitte/Kreuzberg) marschierten 100 schwer bewaffnete Blauhemden mit Stahlhelm auf.

Wo keine Mauer sein kann, weil die Straßen in ganzer Breite zum Westen gehören, werden zügig Türen und Kellerfenster der Ost-Häuser zugemauert, so in der Harzer Straße (Treptow/Neukölln und in der Bernauer Straße (Mitte/Wedding). In der Bernauer finden West-Berliner Zettel mit Botschaften verstörter Mieter: „Sämtliche Eingänge werden vermauert, können nicht mehr raus.“ Brigitte Grunert

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