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SERIE BERLINER Chronik: 22. Juli 1961 Jahre Mauerbau

Der DDR-Landwirtschaftsminister sorgt sich um die Ernte

Angesichts der prekären Versorgungslage fordert DDR-Landwirtschaftsminister Hans Reichelt die Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften auf, „das Tempo der Erntearbeiten unbedingt zu beschleunigen“. In einem Appell erklärt er: „Jeder Werktätige in der Landwirtschaft muss wissen, dass von seiner Arbeit in diesen Tagen und Wochen die Sicherung des Friedens mit abhängt“.

Er mahnt zur „richtigen Organisation“ der Erntearbeiten. Für die Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften sei es „erforderlich, die gesamte Technik in zwei Schichten zu je zehn Stunden auch am Wochenende einzusetzen“. Reichelt appelliert an „die Mitarbeiter des Staatsapparats“, alles zu tun, um die verlustlose Erntebergung zu sichern. Dies sei bei der Vorbereitung der Kommunalwahlen in der DDR im September „eine entscheidende Aufgabe der Ausschüsse der Nationalen Front und der Gemeinderäte“. Er ruft die Landbevölkerung auf, den Bauern im Ernteeinsatz „zur Seite zu stehen“.

Eine „wichtige Aufgabe der Staatsorgane“ sei „die Organisierung der Frühkartoffelernte“. Der Stand der Rodung und Ablieferung der Frühkartoffeln sei in allen Bezirken der DDR derzeit leider „unbefriedigend“. Da Kartoffeln knapp sind, weist das Verkaufspersonal die Kunden auf das Angebot an Nudeln hin. Pressemeldungen zufolge haben die Gaststätten auf Rügen inzwischen „kartoffelfreie Tage“ eingeführt.

Auf Anordnung des Ost-Berliner Magistrats gelten von sofort an sonnabends kürzere Ladenöffnungszeiten. Damit schließen die Geschäfte an den Sonnabenden in Ost-Berlin schon um 16 Uhr statt bisher um 19 Uhr, ausgenommen die 120 Spätverkaufsstellen. Zum Ausgleich sollen an den übrigen Wochentagen zirka 80 Lebensmittelverkaufsstellen und 200 Industriewarengeschäfte bis 20 Uhr geöffnet sein, also eine Stunde länger als bisher. In der DDR gibt es für die Werktätigen keine Fünf-Tage-Woche.

Der Konvent der Freien Universität Berlin bedauert in einer Entschließung, dass bei der Internationalen Theaterwoche der Studenten, die derzeit in Erlangen stattfindet, als einzige Studentenbühne aus Berlin die der Ost-Berliner Humboldt-Universität vertreten ist. Der Konvent kritisiert es überdies als „Brüskierung der Freien Universität“, dass die Theaterwoche auch noch von der Studentenbühne der Humboldt-Universität eröffnet wurde. Gru

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