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SERIE BERLINER Chronik: 7. August 1961 Jahre Mauerbau

Chruschtschow stellt Blockade außer Frage, Westmächte erwägen erste Druckmittel

Die Sowjetunion triumphiert über ihren zweiten erfolgreichen Weltraumflug. Wissenschaftler und Politiker aus aller Welt gratulieren und äußern sich anerkennend. Am Morgen landet der 26-jährige Kosmonaut Major German Stepanowitsch Titow nach 17 Erdumkreisungen sicher auf sowjetischem Boden. In 25 Stunden und 18 Minuten hat er im Raumschiff Wostok II mehr als 700 000 Kilometer zurückgelegt und dabei acht Stunden geschlafen.

Der sowjetische Regierungschef Nikita Chruschtschow beglückwünschte ihn über Funk. Als Titow Berlin überflog, ertönten in mehreren volkseigenen Betrieben die Sirenen.

In einer Fernsehrede beteuert Kreml-Chef Chruschtschow: „Irgendeine Sperrung der Zugänge nach Berlin, jede Blockade Westberlins steht völlig außer Frage.“ Von einer Schließung der Grenze innerhalb Berlins ist nicht die Rede. Er fordert die Westmächte zu „aufrichtigen Verhandlungen“ über einen Friedensvertrag auf und drängt zur Lösung des „Westberlin-Problems“, das keinen Aufschub dulde.

Scharfe Töne schlägt er gegen die Bundesregierung an. Durch die „Bonner Militaristen“ sei im Zentrum Europas ein Krisenherd entstanden. Der Bundeskanzler verstehe unter Selbstbestimmungsrecht der Deutschen „die Einverleibung der Deutschen Demokratischen Republik“. Die Sowjetunion wolle keinen Krieg, sagt Chruschtschow. Zugleich deutet er an, Reservisten einzuberufen, um die militärische Stärke an der Westgrenze der Sowjetunion zu erhöhen.

Die Außenminister der Westmächte und der Bundesregierung erklären bei ihrer Tagung in Paris die Bereitschaft zu Verhandlungen „auf vernünftiger Grundlage“. Sie betonen die Entschlossenheit des Westens, die Freiheit West-Berlins zu schützen und verabreden Vorbereitungen für den Fall, dass sich die Berlin-Krise zuspitzt. Der Plan für wirtschaftspolitische Schritte reicht vom Einfrieren einzelner Konten im Interzonenhandel bis zum kompletten Handelsembargo gegen den Ostblock. Die konventionellen Nato-Streitkräfte sollen verstärkt werden. So wollen die USA sechs Divisionen bereitstellen, die im Ernstfall sofort nach Europa geflogen werden können.

Der Verteidigungsetat der USA ist um 4,5 Milliarden Dollar auf gut 46 Milliarden erhöht worden. Die Bundesregierung teilt dem Nato-Oberbefehlshaber mit, sie werde die Wehrpflicht von zwölf auf 18 Monate verlängern. In der Ost- und Nordsee beginnt das bisher größte Flottenmanöver der Bundesmarine unter dem Namen Wallenstein IV. Gru

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