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SERIE BERLINER Chronik: 8. März 1990

Stasi-Vorwürfe und ein Ostermontag, der wieder Feiertag ist

JAHRE

EINHEIT

Zehn Tage vor der VolkskammerWahl setzt sich der Vorsitzende des Demokratischen Aufbruchs (DA), Wolfgang Schnur, mit einer „Ehrenerklärung“ gegen Vorwürfe zur Wehr, er sei Stasi-Spitzel gewesen und habe dafür mehrere Orden erhalten. Er erstattet Anzeige gegen Unbekannt wegen Verleumdung und geht ins Krankenhaus. Rechtsanwalt Schnur ist Spitzenkandidat des Wahlbündnisses Allianz für Deutschland (CDU, DA, DSU). Hinweise kommen aus Rostock. Der Verdacht verdichtet sich bis zur Gewissheit. Anfangs glauben ihm seine Mitstreiter. Sein Freund und Sprecher im DA, Pfarrer Rainer Eppelmann, spricht von „Fälschungen“, in Bonn stellt sich CDU-Generalsekretär Volker Rühe vor Schnur, der sich bei Wahlkampfauftritten als „künftiger Ministerpräsident“ feiern lässt. Das Amt wird er nie übernehmen. Angesichts der Vorwürfe wirft Schnur das Handtuch, tritt als Vorsitzender des DA zurück und wird aus der Partei geworfen. Nach der Wiedervereinigung eröffnet er eine Anwaltskanzlei, muss aber später seine Zulassung zurückgeben – wegen des Vergehens an den „Grundsätzen der Menschlichkeit und der Rechtsstaatlichkeit“. Zu DDR-Zeiten hatte er seine Mandaten Freya Klier und Stefan Krawczyk denunziert.

Der DDR-Ministerrat „entpflichtet“ alle IM, ihre Zahl wird mit 109 000 angegeben. Damit soll Befürchtungen entgegengetreten werden, sie könnten weiter konspirativ tätig sein. Die „Entpflichtung bedeutet zudem die Aussagepflicht der IM vor der Justiz, die Stasi-Opfer sind ihre Schweigepflicht los. Der Ostermontag ist auch in der DDR wieder gesetzlicher Feiertag, so beschlossen und verkündet vom Ministerrat. Über den Himmelfahrtstag, der ebenfalls wieder Feiertag werden soll, möge die nächste DDR-Regierung befinden; der Ministerrat hat ökonomische Bedenken. Gru

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