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Elisabeth Giesemann, 26-jährige Studentin aus Friedrichshain, lädt zum "Wikipedia-Edit-a-Thon" nach Kreuzberg.

© Privat

Serie "Von Woche zu Woche": Mein Projekt: Mehr Frauen auf Wikipedia

Die Studentin Elisabeth Giesemann bereitet sich diese Woche auf den "Kongress der Möglichkeiten" vor. Dort will sie zeigen, wie man Wikipedia-Texte bearbeitet - damit mehr Frauen im Lexikon stehen. Und was haben Sie kommende Woche vor?

Zum Feminismus bin ich über meine Beschäftigung mit der DJ-Kultur gekommen. Ich habe während meiner Schulzeit in Bayern viel Musik zusammen mit meinen beiden Brüdern gemacht. Da habe ich gemerkt, dass Frauen, die auflegen, ganz anders behandelt werden als Männer. Dem Frauenbild in Bayern konnte und wollte ich sowieso nie entsprechen, aber die Technoszene ist ja eher eine Subkultur. Die Strukturen waren trotzdem die gleichen.

Beim „Wikipedia-Edit-a-thon“ geht es darum, die Repräsentation von Frauen bei Wikipedia zu stärken. Das Format geht zurück auf Aktivistinnen im Umfeld des Museum of Modern Art in New York City. Sie haben ein Bewusstsein dafür geschaffen, dass Künstlerinnen bei Wikipedia unterrepräsentiert sind. Dazu kommt, dass die vorhandenen Artikel über Frauen oft anders geschrieben sind. Da wird dann zum Beispiel gleich in der Einleitung auf den Partner hingewiesen.

Wer nicht bei Wikipedia steht, ist nicht relevant

Wikipedia ist mittlerweile ein so zentrales Nachschlagewerk, dass das handfeste Auswirkungen hat. Wer keinen Eintrag bei Wikipedia hat, gilt als nicht relevant. Weil Wikipedia diese Rolle hat, richte ich am Sonnabend selbst einen „Wikipedia Edit-a-thon“ aus. Ich mache das zusammen mit Saskia Ehlers im Rahmen des „Kongress der Möglichkeiten“ in Kreuzberg. In unserem Workshop zeigen wir, wie man Wikipedia-Einträge anlegt oder bearbeitet und wir erklären, welche Kriterien ein Artikel erfüllen muss, damit er nicht wieder gelöscht wird. Und dann kann es auch schon losgehen.

Ich bin gar kein Wikipedia-Profi, ich bin selbst noch neu dabei, aber ich finde das passt ganz gut in das Umfeld der Hackerszene. Da geht es ja darum, sich gemeinsam an etwas zu setzen und sein Wissen zu teilen. Man muss dafür nicht gleich Programmiererin sein. Ich möchte noch mehr jungen Frauen Mut machen, aktiv zu werden. Frauen identifizieren sich vielleicht nicht so mit dem Bild des Technik-Nerds, der alleine im Keller an seinem Computer sitzt. Auch für Wikipedia schreiben deutlich weniger Frauen als Männer. Deswegen machen wir ein soziales Event daraus.

"Trolling" ist nicht so schlimm wie sich gar nicht zu äußern

Die Angst vor „Trolling“, also vor Diffamierungen im Internet, spielt bestimmt auch eine Rolle. Wenn man sich feministisch äußert, kann man schnell zur Zielscheibe werden. Das ist mir auch schon passiert. Ich möchte aber vermitteln, dass das gar nicht schlimm ist. Wenn man sich nicht mehr traut, sich zu äußern, werden sich die Strukturen nie ändern.

In unserer neuen Rubrik „Von Woche zu Woche“ erzählen Leserinnen und Leser des Tagesspiegels, was sie in der neuen Woche vorhaben und in ihrem Leben bewegt. Wollen Sie auch mitmachen? Einfach Mail an berlin@tagesspiegel.de. Der Text wurde aufgezeichnet von Susanne Grautmann.

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