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SERIE WENDEKalender: 10. März 1989

„Rowdys“ verüben „gewaltsamen Anschlag auf die DDR-Staatsgrenze“

20 JAHRE MAUERFALL

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www.tagesspiegel.de/meinjahr89

DDR-Grenzer verhindern mit Schüssen die Flucht von drei Ostdeutschen nach West-Berlin. Die Flüchtenden waren dabei, Sperranlagen zwischen Staaken und Spandau nahe des Brunsbütteler Dammes zu überwinden. Grenzsoldaten führten die drei ab, einen „humpelnd und blutend“, schreibt die Morgenpost. Bundeswirtschaftsminister Helmut Haussmann (FDP) sagt daraufhin seinen Besuch auf der Leipziger Frühjahrsmesse ab. In der Berliner Zeitung wird der Fall in einer Kurzmeldung abgehandelt. „Drei Rowdys“ hätten einen „gewaltsamen Anschlag auf die Staatsgrenze der DDR“ verübt. „Rowdy“ ist in der DDR-Publizistik jeder, der jung ist und aus der Norm fällt, dazu gehören vor allem Punks, Skinheads und rechtsradikale Hooligans, Gruppen, die es offiziell in der DDR nicht gibt.

In Ost-Berlin erholen sich die Teilnehmer eines kleinen regimekritischen Eklats vom Vorabend. Im Weißenseer Kino „Toni“ wurde die Christa-Wolf-Verfilmung „Der geteilte Himmel“ gezeigt. Anschließend war Diskussion mit einem NVA-Offizier und einer Sozialwissenschaftlerin. Gezielte Fragen zu aktuellen Bezügen des Films sind aber unerwünscht. Warum niemand sage, wie viele Ausreiseanträge es tatsächlich in der DDR gebe, echauffierte sich ein Zuschauer. Andere beklagten die zunehmende Passivität der Jugend, aus Frust, es ändere sich ja doch nichts. Ein Großteil des Publikums verließ den Saal, nachdem die Diskussionsleitung einige Redebeiträge und Fragen aus dem Saal als „unpassend“ kritisiert hatte. loy

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