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SERIE WENDEKalender: 26. September 1989

Der Polenmarkt wird „halblegal“, In Leipzig gibt es eine Großdemo.

Der Senat gibt sich in Sachen „Polenmarkt“ geschlagen. Die Händler, die mit Zäunen und Polizeipatrouillen vom Potsdamer Platz fern gehalten wurden, dürfen jetzt halblegal weitermachen. Begründet wird die Kehrtwende mit unzumutbarer Vermüllung des benachbarten Mendelssohn-Bartholdy- Parks – dorthin waren die polnischen Händler ausgewichen – und der zunehmenden Armut in Polen. Immerhin bescherten deren Einkommen dem Berliner Einzelhandel, vorzugsweise den Hifi-Läden, ein spürbares Umsatzplus. Die Polizei will künftig auf Großrazzien verzichten; die stünden in keinem Verhältnis zu den „geringfügigen Handelsdelikten“, also dem Verkauf unverzollter Ware.

In Leipzig demonstrieren rund 8000 Menschen gegen das DDR-Regime. Ausgangspunkt war das traditionelle Friedensgebet in der Nikolaikirche, danach marschierte die Menge zum Hauptbahnhof. In Sprechchören fordern die Teilnehmer „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“. Polizei und Staatssicherheit seien „bemerkenswert zurückhaltend“ aufgetreten, heißt es. Nach den neuesten Statistiken vermelden sind seit dem 11. September mehr als 20 000 DDR-Bürger über Ungarn in den Westen geflohen. In der Prager Botschaft befinden sich laut Tagesspiegel derzeit 2500 Menschen, Tendenz weiter steigend, in der Warschauer Botschaft sind es rund 400. loy

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