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Berlin: Sexattacke vom Schaffner

Bahnmitarbeiter belästigte Fahrgast und muss jetzt 6000 Euro Strafe zahlen

Die Arbeit war getan, und der Schaffner wollte bereits auf der nächtlichen Heimfahrt in einer fast leeren Regionalbahn seinem Sexualtrieb freien Lauf lassen. Das brachte ihn gestern wegen sexueller Belästigung vor das Amtsgericht Tiergarten. Der 38jährige Jens D. soll einen Fahrgast unter Vorwänden in einen unbesetzten Steuerraum gelockt und ihm mehrfach gegen seinen Willen zwischen die Beine gefasst haben.

Jens D. ist ein kräftiger Mann mit rundem Gesicht. Dass ihn während der Fahrt im August 2001 von Bernau nach Hohenschönhausen die Lust auf Sex übermannte, gab er zu. Er habe den Mann gefragt, ob er sich etwas Geld verdienen wolle. „Der hat keine Fragen gestellt. Ich dachte, er weiß, worum es geht.“ Als der Fahrgast Sex ablehnte, seien sie beide „ganz normal“ in das Abteil zurückgegangen, behauptete der Angeklagte. Dem jungen Mann hatte er noch zehn Mark zugesteckt. „Als Entschädigung.“

Stefan S. hat die Szene ganz anders in Erinnerung. Er war kurz vor Abfahrt des Zuges in den letzten Wagen gesprungen. Der Angeklagte habe zunächst nach Fahrkarten gefragt. Dann kam die Frage mit dem Geld. „Ich habe mir nichts dabei gedacht, bin einfach mitgegangen“, sagte der heute 20-jährige Verkäufer im Prozess. Der Mann habe zudem eine Uniform getragen. „Er war für mich eine Respektsperson, etwa wie ein Polizist.“ An einen sexuellen Hintergrund habe er nicht gedacht, sagte der Zeuge. „Als ich Sex ablehnte, hat er mich betatscht.“ Erst danach habe er entkommen können.

Die Richterin hatte keine Zweifel an der Version des jungen Mannes. Der Angeklagte musste sich deutliche Worte gefallen lassen: „Ein schändliches Verhalten.“ Es sei erschreckend, dass ein Mitarbeiter der Deutschen Bahn einen Fahrgast auf diese Weise belästigt habe. Wegen sexueller Beleidigung wurde er zu einer Geldstrafe von 150 Tagessätzen zu je 40 Euro verurteilt. K.G.

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