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Sexualstraftäter: Prozess gegen Uwe K.: Der Spielplatz lag direkt vor der Haustür

Wegen Kindesmissbrauchs saß Uwe K. lange in Haft. Danach soll er in Spandau weitere Taten begangen haben. Vor Gericht weist er alle Vorwürfe als Lügen zurück.

Der korpulente Mann in der gestreiften Kapuzenjacke hob die Hände. „Wie oft soll ich das noch sagen“, konterte Uwe K. zum sechsten Mal. Da ging es gerade um Fall 48 der Anklage. „Fragen Sie mich nicht“, stöhnte der vorbestrafte Sexualstraftäter. „Lügengeschichten“ seien das. „Ich hatte Kontakt zu Kindern, aber nicht so extrem wie behauptet“, wies der 46-Jährige gestern in langer Rede Vorwürfe des Missbrauchs von drei Mädchen, acht bis elf Jahre alt, zurück.

Uwe K. hatte zwischen 1992 und 1995 im brandenburgischen Falkensee neun Mädchen missbraucht. Elf Jahre saß er im Gefängnis – und blieb aus Sicht von Experten ein gefährlicher Mann. Ein Rückfall sei zu befürchten, warnten sie. Seine Entlassung Anfang 2007 erregte bundesweit Aufsehen, es gab nach damaliger Rechtslage aber keine Handhabe, K. in Sicherungsverwahrung zu bringen. Er wurde unter Führungsaufsicht gestellt. Ende 2007 zog er in einen Achtgeschosser in Spandau. Ab Mai 2008 soll es trotz Überwachung durch die Polizei zu erneuten Taten gekommen sein. Die Staatsanwaltschaft strebt nun Sicherungsverwahrung gegen Uwe K. an.

„Missbrauch kann ich ausschließen“, erklärte der Sexualstraftäter. Doch gegen Weisungen der Führungsaufsicht, wonach ihm jegliche Kontakte zu Mädchen im Kindesalter verboten waren, habe er verstoßen. Nicht 64 Mal, wie es in der Anklage heißt, aber in neun Fällen sei es passiert. „Das war nicht zu vermeiden“, beschwerte sich der graubärtige Mann. „Der Spielplatz war ja direkt vor meiner Haustür.“ Allerdings sei er nie allein mit den Kindern gewesen. Deren Mütter oder seine Verlobte seien dabei gewesen.

Uwe K. besuchte eine Förderschule, machte eine Lehre als Facharbeiter für Kunststoffe und schlug sich mit Jobs durch. 1992 begann er, Mädchen zu missbrauchen, das Badezimmer wurde zum Tatort. So soll es auch 2008 gewesen sein. Er habe ein elfjähriges Mädchen, das häufiger bei ihm gewesen sei, ins Badezimmer gezogen. „Als sie sich weigerte, verschloss er die Tür“, heißt es in der Anklage. Er soll sie zum Oralverkehr gezwungen haben. Monate später kam es Ermittlungen zufolge zu einem ähnlichen Übergriff. Eine Zehnjährige soll er im Bad mit einem Messer bedroht und vergewaltigt haben.

„Sie sollen sich häufig auf dem Spielplatz aufgehalten haben“, hielt ihm der Vorsitzende Richter vor. Uwe K. kopfschüttelnd: „Quatsch, hat mich gar nicht interessiert.“ Er könne den Spielplatz nicht einmal beschreiben. Er fuhr schwere Geschütze gegen seinen „Ex-Bruder“ auf. Der habe ihn schlecht gemacht. Uwe K. berichtete von seinem Alltag. Da spielte eine mehr als 20 Jahre jüngere Frau eine Rolle, mit der er angeblich verlobt ist, da gab es eine Ex-Schwägerin und andere alleinerziehende Mütter aus seinem Bekanntenkreis. Uwe K. verlor sich in Details: Wer da was mit wem hatte, wie sie ihn nervten und zum Kaffee einluden.

Zwei Mädchen hätten zwar bei ihm übernachtet, sagte K. „Aber ohne mein Wissen.“ Eine Elfjährige sei von seiner Verlobten mitgebracht worden, bei dem anderen Kind sei er davon ausgegangen, „dass das ein Junge ist.“ Und die auf seinem Computer entdeckten kinderpornografischen Dateien? Wieder gab er sich ahnungslos. „Kann ich nicht erklären, konnte jeder an meinen PC.“ Warum Zeugen gegenüber der Polizei angaben, dass sich oft Kinder in seiner Wohnung aufhielten? „Fragen Sie mich nicht.“ Nach seiner Verhaftung im Dezember sei „viel Mist gelabert“ worden.

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