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Johannes-Wilhelm Rörig, Unabhängiger Beauftragter der Bundesregierung für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs.

© Gregor Fischer/dpa

Sexuelle Gewalt gegen Kinder: Beauftragter der Bundesregierung kritisiert „ohrenbetäubendes Schweigen“

Vor zehn Jahren wurden die Missbrauchsfälle am katholischen Canisius-Kolleg öffentlich. Der Beauftragte der Bundesregierung fordert mehr Engagement dagegen.

Der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, hat zehn Jahre nach Aufdeckung der Missbrauchsfälle am Berliner Canisius-Kolleg deutlich mehr Engagement von Politik und Gesellschaft gegen Kindesmissbrauch gefordert. Dieses Thema müsse ein „Megathema“ werden, sagte Rörig am Dienstag in Berlin. Alles, was seit dem sogenannten Missbrauchsskandal getan worden sei, habe leider das unerträgliche Leid von Tausenden Kindern nicht verhindern können.

Rörig kritisierte, in Deutschland werde „ohrenbetäubend geschwiegen“. „Ich bin immer wieder erschrocken darüber, mit welcher Gelassenheit sexuelle Gewalt gegen Kinder und Jugendliche von Teilen der Gesellschaft hingenommen wird.“ Er forderte für Deutschland einen „Pakt gegen Missbrauch“. Parteien sollten klare politische Vorgaben zur Eindämmung von Missbrauch in ihre Programme schreiben, Jugendämter, Fachberatungsstellen und Ermittlungsbehörden personell und finanziell enger zusammenarbeiten.

Für Ermittler forderte Rörig mehr Befugnisse, um Hersteller und Verbreiter von Missbrauchsdarstellungen und sogenannter Kinderpornografie im Netz verfolgen zu können. „Datenschutz darf nicht über Kinderschutz stehen.“ Zudem sollten alle Einrichtungen, denen Kinder anvertraut sind, gesetzlich zur Entwicklung und Anwendung von Schutzkonzepten gegen sexuellen Missbrauch verpflichtet werden.

Am 28. Januar 2010 waren Missbrauchsfälle am katholischen Berliner Gymnasium Canisius-Kolleg aus den 70er und 80er Jahren öffentlich geworden. Danach kamen deutschlandweit viele weitere Fälle ans Licht. Der sogenannte Missbrauchsskandal hatte die katholische Kirche in eine schwere Krise gestürzt. Seitdem erschütterten aber auch immer wieder Fälle außerhalb der Kirche die Gesellschaft, wie zuletzt in Lügde oder Staufen. (dpa)

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