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Berlin: Sexueller Mißbrauch: Tanzlehrer "vom Rausch der Gefühle" überwältigt - Bewährungsstrafe

Andre H. ist ein zartgliedriger Typ mit dunklen Augen,sorgfältig gestutzten Haaren und einer Stimme, die gewiss auf Frauen und Mädchen wirkt.

Andre H. ist ein zartgliedriger Typ mit dunklen Augen,sorgfältig gestutzten Haaren und einer Stimme, die gewiss auf Frauen und Mädchen wirkt. Am Montag musste sich der 30-Jährige vor dem Berliner Landgericht wegen sexuellen Kindesmissbrauchs in Tateinheit mit sexuellem Missbrauch von Abhängigen verantworten. Das Gericht verurteilte den Mann zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren auf Bewährung. Die Staatsanwaltschaft hatte dem Tanzlehrer zur Last gelegt, zwischen Dezember 1998 und Februar 1999 die damals 13 Jahre alte Tanzschülerin Marisa H. zunächst geküsst und später verführt zu haben.

"Als ich beim Tanzen in ihre blauen Augen guckte, war es um mich geschehen", schluchzte Andre H. vor Gericht und machte geltend, dass Marisa H. auch in ihn verliebt gewesen sei. "Dass man mit einer 13-jährigen keine sexuellen Handlungen auszuführen hat, dürfte Ihnen aber doch klargewesen sein", hielt ihm jedoch der Vorsitzende Richter Plefka vor. "Ich war eben völlig im Rausch der Gefühle ...", versuchte sich H. zu rechtfertigen.

Die verbotene Beziehung war aufgeflogen, weil das Mädchen seinen Eltern erzählt hatte, es übernachte bei einer Freundin. Tatsächlich hatte sich Marisa H. aber mit ihrem Tanzlehrer in einem Steglitzer Hotel einquartiert, wo ihr Vater sie schließlich abholte. Andre H. hatte anschließend versucht,sich telefonisch bei den Eltern zu entschuldigen. Als er damit nichts erreichte, legte er einen Strauß Blumen mit einer Entschuldigungskarte vor die Wohnungstür von Marisas Eltern.

"Vielleicht war es ja albern, aber ich wollte den Eltern sagen, dass es mir leid tut und dass ich nicht einfach nur ein kleines Mädchen vernaschen wollte, sondern dass ich Marisa wirklich gerne habe." Doch der am Montag als Zeuge gehörte Vater des Mädchens hatte den Blumenstrauß zu Andre H. zurückgebracht und eine Karte mit der Nachricht "Wir verzeihen nichts!" hinterlassen. Dennoch versicherte er vor Gericht,dass er keinswegs Rachegefühle gegenüber Andre H. hege. Aber: "Bei Herrn H. ist seelisch etwas fehlgeleitet, was therapiert werden muss."

Der Staatsanwalt sprach in seinem Plädoyer von einem minder schweren Fall von sexuellem Missbrauch und sexuellem Missbrauch von Schutzbefohlenen. Nicht zuletzt wegen der Einsichtigkeit und der erkennbaren Reue des Angeklagten beantragte er lediglich eine Gesamtfreiheitsstrafe von zwei Jahren auf Bewährung für Andre H. Außerdem sprach er sich für die Verhängung einer dahingehenden Weisung aus, die H. verbietet, künftig als Tanzlehrer mit Jugendlichen zu arbeiten.

Peter Murakami

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