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Berlin: Sichere Sache: Heute startet der Bau der neuen BND-Zentrale

Der Bundesnachrichtendienst will bis 2012 mit 4000 Mitarbeitern an die Chausseestraße ziehen. Bis zu 200 Lkw werden die Baustelle täglich anfahren

Seine Behörde hat schon viele Bürogebäude errichtet, „dieses ist aber ein besonderes“, sagt Florian Mausbach. Der Präsident des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung (BBR) wird heute die Gäste auf der Baustelle begrüßen, die nicht nur für ihn die größte seiner Laufbahn ist. Es ist das größte Einzel-Bauvorhaben der Bundesrepublik Deutschland überhaupt. Zusammen mit Bundesbauminister Wolfgang Tiefensee, Kanzleramtsminister Thomas de Maizière, Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge- Reyer und Ernst Uhrlau, dem Präsidenten des Bundesnachrichtendienstes, wird Mausbach heute den ersten Spatenstich für die neue Zentrale des BND an der Chausseestraße feiern.

Allein die schiere Größe des Neubaus hebt dieses Projekt von allem bisher Dagewesenen ab. 720 Millionen Euro Baukosten sind einkalkuliert, Einrichtung und Umzug der Behörde kommen hinzu. Insgesamt 4000 Mitarbeiter des Nachrichtendienstes sollen 2012 hier einziehen. Nach dem Kompromiss zwischen dem Bund und Bayern deutlich weniger als geplant. Jetzt bleiben 1500 im Freistaat, davon 1000 am Stammsitz Pullach.

Die Baupläne in Berlin wurden dennoch nicht abgespeckt. Jetzt ziehen die schon in Berlin tätigen 1400 Geheimdienstler, die derzeit am Gardeschützenweg in Lichterfelde arbeiten und eigentlich dort hätten bleiben sollen, in das neue Gebäude ein. Damit musste zwar im Innern teilweise neu geplant werden, das Gebäude nach den Entwürfen von Jan Kleihues wird aber ohne Abstriche gebaut. Das gilt auch für die Schule und das Internat sowie die Logistikzentrale mit Parkhaus und einem eigenem Kraftwerk.

Weil der Aufwand so groß ist, war die ursprüngliche Idee, den Geheimdienst in die bald leer stehenden Gebäude des Flughafens Tempelhof unterzubringen, nicht umsetzbar. Auch ein vom Bezirk Mitte ins Spiel gebrachter Standort auf dem ehemaligen Containerbahnhof nördlich des neuen Hauptbahnhofs, war chancenlos. Mitte wollte, dass der Senat seine ursprünglichen Pläne weiter verfolgt. Diese sahen anstelle des BND ein Stadtviertel für autofreies Wohnen vor.

Und noch etwas hebt diesen Bau von anderen ab: „Die Vorbereitungen sind deutlich umfangreicher“, sagt BBR-Präsident Mausbach und zählt auf: Viel mehr Planungsrunden, um alle Sicherheitsaspekte zu befriedigen, außerdem gibt es Überprüfungen für jeden, der an dem Projekt beteiligt ist. Das gilt auch für alle Handwerker. „Wir dürfen nur mit deutschen Firmen arbeiten“, erklärt Mausbach. Die Baustelle wird ähnlich gut bewacht wie die der US-Botschaft am Pariser Platz – mit hohen Zäunen, Bewachung rund um die Uhr und einer lückenlosen Aufzeichnung durch Videokameras.

Noch im November beginnen Bagger, die Baugrube auszuheben, und die rund 370 000 Kubikmeter Erdreich wegzuschaffen. In Spitzenzeiten werden jeden Tag bis zu 200 Lastwagen die Baustelle anfahren. Alle nehmen voraussichtlich den gleichen Weg: Richtung Norden, durch Wedding. Bis März 2007 werden alle auf dem Gelände noch befindlichen Gebäude abgerissen (unter anderem eine Sporthalle und eine Tankstelle), bis Mitte 2009 wird der Rohbau erstellt. Danach beginnen der Innenausbau und der Bau der Fassade. Zum Jahresende 2011 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Dann kann der BND kommen.

Für die Golfer, die das Gelände des ehemaligen Stadions der Weltjugend genutzt haben, bedeutet der heutige Spatenstich: Ihre Zeit ist jetzt vorbei. Gestern nutzten die Letzten die Möglichkeit, ihre Abschläge zu üben, hinüber in die Ödnis, auf der bald Berlins bestbewachtes Gebäude stehen wird.

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