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Sicherheit bei der Deutschen Bahn umfasst auch Graffiti an den Zügen – im Jahr 2014 wurden bundesweit rund 260 Sprayer auf frischer Tat ertappt.

© dpa

Sicherheit bei der Deutschen Bahn: Angriffe auf Bahnmitarbeiter nehmen zu

Die Bahn ist für den Fahrgast ein sicheres Verkehrsmittel. Opfer von Gewalt werden eher die Mitarbeiter. Die Bahn will Gewalttäter deshalb nicht mehr mitfahren lassen. Auch gegen Graffiti-Sprüher will sie härter vorgehen.

Bahnfahren ist sicher – und im vergangenen Jahr noch sicherer geworden. Mit der Bilanz von 2014 ist der Sicherheitschef der Deutschen Bahn, Gerd Neubeck, aber trotzdem nicht zufrieden. Denn während die Zahl der Körperverletzungen von Fahrgästen im Zug und auf den Bahnhöfen abgenommen hat, gab es mehr Übergriffe auf Mitarbeiter der Bahn; vor allem auf das Sicherheitspersonal. 324 Vorfälle waren es in Berlin und Brandenburg 2014, 302 ein Jahr zuvor.

Gegen Gewalttäter will die Bahn jetzt noch rigoroser vorgehen: „Wer eine Gefahr für andere Menschen darstellt, erhält nach jetzt verschärften Regeln ein Hausverbot und ein Mitfahrverbot in den Zügen“, kündigte Neubeck am Dienstag an. Es könne einen Zeitraum von sechs Monaten bis zu zwei Jahren umfassen. Kontrollieren könne man das Verbot nicht, gab Neubeck zu. Doch wer ein Verbot erhalten habe und trotzdem im Bahnhof oder Zug, etwa nach einer weiteren Tat, erwischt werde, müsse mit einer Anzeige rechnen.

Streiks animieren Graffiti-Sprüher

Gern würde er auch strenger gegen Schmierer vorgehen. Die Zahl der erfassten Graffiti ist nämlich im vergangenen Jahr nach seinen Angaben bundesweit um 25 Prozent gestiegen; in Berlin und Brandenburg dagegen nach Angaben der Bundespolizei „nur“ um 2,3 Prozent. Allerdings nimmt die Region trotzdem eine Spitzenstellung ein: Mehr als 17 Prozent aller Schmierereien in Deutschland werden hier verübt.

Eine gesellschaftliche Ächtung dieser Taten fehle in Deutschland, klagte Neubeck. Dabei sei der Schaden enorm: Bundesweit habe die Bahn 8,1 Millionen Euro aufbringen müssen, um Graffiti zu beseitigen, sagte Neubeck. Auch hier entfällt ein Großteil der Summe auf Berlin. Besonders viele Taten habe es wetterbedingt im Frühjahr und während des Streiks der Lokführer im Herbst gegeben. Bereits zehn Minuten nach einem Streikbeginn sei der erste Zug beschmiert worden, sagte der Sicherheitschef.

Immerhin hätten Sicherheitsmitarbeiter bundesweit rund 260 Sprayer auf frischer Tat ertappt. Selbst wenn sie vor Gericht ohne Strafe davonkämen, könne die Bahn 30 Jahre lang zivilrechtliche Forderungen mit Beträgen von mehreren tausend Euro geltend machen, sagte Neubeck. Zahlen, wie oft die Bahn dies praktiziert hat, nannte er nicht. Auffällig sei, dass Sprayer aus allen gesellschaftlichen Schichten kämen, während sie vor Jahren noch vorrangig aus einem sozial schwachen Umfeld stammten, sagte Neubeck weiter. Berlin zieht zudem bekanntlich „Spray-Touristen“ aus ganz Europa an.

Weniger Fälle von Vandalismus registriert

Einen deutlichen Rückgang gab es dagegen bei den anderen Vandalismusschäden: bundesweit gingen sie nach Neubecks Angaben um sieben Prozent zurück, in Berlin und Brandenburg nach Zahlen der Bundespolizei sogar um fast neun Prozent. Eine Häufung von Taten gebe es bei Massenveranstaltungen – und damit in Ballungsräumen, sagte der Sicherheitschef. Fußballspiele, Konzerte und Volksfeste sowie der „Partyverkehr“ an Wochenenden gehörten dazu. Neubeck setzt sich dafür ein, dass Profivereine im Fußball bereits beim Lizenzantrag darstellen müssen, wie sie ihre Fans und die Gewalttäter darunter sicher ins Stadion und zurück bringen wollen.

Wie das Beispiel München zeige, ginge der Vandalismus zurück, wenn es in Zügen Kameras gebe. In den Berliner S-Bahnen sind nach wie vor keine eingebaut. Zuständig dafür seien die Länder, wiederholte Neubeck die bekannte Position der Bahn. Sie selbst will den Einbau nicht finanzieren. Auch die BVG führt den Rückgang von Übergriffen und Vandalismus in ihren Zügen und Bussen auf die Kameras zurück. Mit den Aufnahmen lassen sich vor allem auch nachträglich Täter ermitteln, wie erst jetzt wieder, als ein Verdächtiger festgenommen werden konnte, der einen Fahrgast in der U–Bahn mit dem Griff einer Pistole mehrmals auf den Kopf geschlagen haben soll. Bei der S-Bahn soll es erst in neuen Fahrzeugen Kameras geben, was Jahre dauern wird.

Immerhin installiert die Bahn weitere Kameras in Bahnhöfen, die Bilder aufzeichnen, aber nicht direkt in die Sicherheitszentralen schicken. Erster Bahnhof in Berlin, der von dem Sonderprogramm profitierte, war das Ostkreuz. Dass Prävention wirken kann, zeigen die Zahlen bei den Kabeldiebstählen und Fahrscheinautomaten-Aufbrüchen. Seit die Anlagen besser geschützt seien – die Kabel durch eine künstliche DNA und die Automaten durch Farbpatronen, die Geldscheine bei einem Aufbruch blau einfärben – hat es weniger Vorfälle gegeben. Abschreckend bei Automatenaufbrüchen wirkten laut Neubeck auch die langen Haftstrafen.

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