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Berliner Polizisten am ersten Mai

© Ralf Hirschberger/dpa

Sicherheit in Berlin und Brandenburg: Rekordzahlen bei Polizei-Einstellungen

Berlin und Brandenburg suchen neue Polizisten. Weil viele Bewerber an den hohen Anforderungen scheitern, sind diese in Brandenburg angepasst worden.

Brandenburgs Innenminister Karl-Heinz Schröter (SPD) stellt so viel neue Polizisten ein wie noch nie in der Landesgeschichte. 2017 sind es 400 neue Polizeischüler, wie Schröter am Freitag in der Polizei-Fachhochschule in Oranienburg sagte. Der Grund: Nachdem die Landesregierung die Polizeireform von 2011 samt Personalabbau gestoppt und 2015 den Umkehrschub eingelegt hat, wird Nachwuchs gesucht.

Die Nachwehen der Reform schlagen durch. 8250 Stellen im Jahr 2018 können nicht alle besetzt werden. Regelmäßig rutscht die Zahl der Beamten unter 8000. Die Zahl der Pensionäre kann trotz mehr Polizeischülern, Übernahme von 36 Feldjägern der Bundeswehr und längerer Dienstzeit nicht aufgefangen werden. Damit sei „die Besetzung des derzeitigen und absehbaren Bestandes an Planstellen nicht möglich“, sagt Polizeipräsident Hans-Jürgen Mörke.

Die wenigsten Bewerber sind geeignet

Das Interesse an der Polizeiausbildung steigt: Trotz Konkurrenz zwischen Bund und Ländern wuchs die Bewerberzahl von 4000 auf mehr als 6800 pro Jahr. Die wenigsten jedoch sind geeignet. So starten im Herbst 224 neue Polizeischüler. Sie gehören zu nur 330 Bewerbern, die die Eignungstests bestanden haben.

Um genügend geeignete Bewerber zu finden, sind Anforderungen angepasst, teils gesenkt worden. Wie beim Einstiegstest, bei dem vorsortiert wird und der ins Abschlussergebnis einfließt. Neben Mathematik und Logik werden „Soft Skills“ getestet, Sozial- und Stressverhalten.

Schröter pocht darauf, dass die Anforderungen nicht gesenkt worden seien. Der Minister nennt es anders: Die Ventile seien geöffnet worden. Im Klartext: Weniger Bewerber fallen beim ersten Test durch.

Anforderungen wurden angepasst

Auch der Sporttest wurde verändert, Anforderungen angepasst. Klassische Klimmzüge sind passé, bei Kraft und Schnelligkeit dürfen Bewerber unter Disziplinen auswählen, beim Langlauf geht es weniger schnell zu. Obendrein wurde die Mindestkörpergröße von 1,60 Meter für Frauen und 1,65 Meter für Männer – im Gegensatz zu Berlin – aufgehoben.

Nicht mehr zeitgemäß, wie es hieß. Wer mit Pistole, Weste, Schlagstock zurecht kommt, darf kommen. Auch Altersgrenzen fallen. Für den mittleren Dienst werden sie von 26 auf 37 Jahre, für den gehobenen Dienst von 32 auf 39 Jahre angehoben.

Weil das alles nicht reicht gegen die Personalnot, sucht Polizeipräsident Mörke Zeitsoldaten, nämlich Feldwebel, die nach zehn Jahren bei der Bundeswehr zur Polizei wollen. Eine interne Ausschreibung bei der Bundeswehr für je 25 Stellen im Oktober und im Frühjahr 2018 ist raus.

Die Soldaten sollen gleich in die Hundertschaften und dort verkürzt praxisnah ausgebildet werden. Per Erlass gibt es sogar neue Schulterklappen – als Hybrid zwischen Schüler und Vollzugsbeamter mit hoheitlichen Rechten. Die CDU warnt vor einer „Schnellbesohlung“, die den Aufgaben der Polizei nicht gerecht wird, die Gewerkschaft der Polizei vor einer neuen „Billig-Polizei“.

Auch Berlin sucht Polizisten

Berlin stellt in diesem Jahr 1314 neue Polizisten ein, 2016 waren es 1056. Noch bis 31. Juli ist das Online-Bewerbungsportal für 612 Stellen geöffnet, die im ersten Quartal 2018 besetzt werden sollen. Eine Zahl der bisherigen Bewerbungen liegt noch nicht vor.

Wegen der schlechteren Bezahlung hat Berlin Probleme, genügend Kandidaten zu finden. Deshalb werden auch „Lebensältere“ bis 39 Jahre genommen. Viele scheitern, und zwar jeweils 20 bis 30 Prozent beim Deutsch- und beim Sporttest, weitere 20 bis 25 Prozent an der ärztlichen Untersuchung.

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