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Der beste Schutz vor Einbrechern seien nach wie vor aufmerksame Nachbarn, sagt ein Polizeikommissar.

© dpa

Sicherheit: Künstliche DNA schreckt Einbrecher nicht mehr ab

Wertgegenstände mit künstlicher DNA zu markieren soll Diebe abhalten. Das klappt aber nur mit Einschränkungen, stellt man in Kleinmachnow fest.

An Haustüren, Briefkästen und selbst auf großen Schildern an den Ortseingängen nach Kleinmachnow prangen die Hinweise. Einbrecher sollen wissen, dass Wertgegenstände hier mit künstlicher DNA gesichert sind – damit sie am besten sofort wieder umdrehen. Doch das schreckt die Täter nicht mehr ab. „Trotz der Warnhinweise gibt es Einbrüche“, sagt Kleinmachnows Rathaussprecherin Martina Bellack. Seit einem Jahr verkaufen die Behörden Sets mit der Kunst-DNA an Bürger. In Kleinmachnow nämlich, Teil des Berliner Speckgürtels, werden besonders viele Einbrüche verübt. Im ersten Halbjahr dieses Jahres registrierte die Polizei bereits 59 Taten. Im vergangenen Jahr brachen Diebe in 110 Häuser ein – ein Höchststand.

Mit dem Einsatz der künstlichen DNA hoffte man, die Diebe abzuschrecken. Das Prinzip der Hightech-Farbe ähnelt einer Fahrradcodierung: Die kaum sichtbaren Farbkleckse werden auf Uhren, Schmuck oder Fernseher aufgetragen und mit einem bestimmten Code verbunden, der den Gegenstand eindeutig seinem Besitzer zuordnet. Wird dann zum Beispiel eine wertvolle Uhr gestohlen und fällt bei einer Kontrolle auf, leuchten die Beamten das Objekt mit einer Schwarzlichtlampe an. Der Lack reagiert auf das UV-Licht und leuchtet lila. So werden Täter überführt, die Uhr kommt zurück zu ihrem Besitzer, der sicher festgestellt werden kann.

Während die künstliche DNA in Kleinmachnow und anderen Orten Brandenburgs noch nicht flächendeckend zum Einsatz kommt, ist das in Bremen anders. Dort wird wie berichtet seit 2009 im Stadtteil Bremen-Nord die Wirkung der Kunst-DNA in mehr als 7000 Privathaushalten getestet. Das Ergebnis: In den ersten zwei Jahren nach der Einführung war das Abschreckungspotenzial hoch. Die Einbruchsquote war in Wohnungen ohne Warnschilder fast zehnmal höher als in denen mit Hinweis. In den Folgejahren verringerte sich der Unterschied aber auf ein Minimum.

Fernseher, Laptop und Digitalkamera bleiben unangetastet

Für Polizeikommissar Ulrich Jobst, der vor zwei Jahren das Projekt „Künstliche DNA“ im Land Brandenburg initiiert hat, sind die Ergebnisse aus Bremen kein Grund zur Sorge. „Der Abschreckungsgedanke funktioniert noch in Brandenburg.“ Dennoch gibt er zu, dass man damit gerechnet habe, dass sich Diebe an die Kunst-DNA gewöhnen. „Das ist nichts Ungewöhnliches.“ Mit der Einführung der Methode habe sich das Vorgehen der Einbrecher geändert: „Sie lassen die markierten Gegenstände in den Häusern und nehmen die unmarkierten mit.“ Schmuck und Bargeld sind beispielsweise nach wie vor eine beliebte Beute, aber wenigstens Fernseher, Laptop oder Digitalkamera bleiben unangetastet. Bisher seien in ganz Brandenburg nur vier markierte Gegenstände von der Polizei sichergestellt worden, sagt Jobst.

Kritik kommt indes vom Hannoveraner Kriminologen Christian Pfeiffer: „Man dachte, die künstliche DNA sei der Königsweg, doch damit ist man gescheitert.“ Es sei naiv anzunehmen, dass das Diebesgut auf dem deutschen Markt bleibe. „Es handelt sich um gut organisierte Banden, die auch Zeitung lesen können“, sagt der Kriminologe. Statt den Einsatz der künstlichen DNA voranzutreiben, müsse die Polizei bundesweit mehr Beamte im Bereich der Einbruchs- und Cyberkriminalität einsetzen.

Ein Allheilmittel seien die unsichtbaren Farbkleckse nicht, sagt auch Polizeikommissar Jobst. „Das hat auch nie jemand behauptet.“ Der beste Schutz vor Einbrechern seien nach wie vor aufmerksame Nachbarn. Das Konzept der künstlichen DNA aber wecke Interesse – und sei damit für viele Bürger ein Anlass, sich besser gegen Einbrecher zu schützen.

Eva Schmid

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