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Berlin: Sie fliegen wieder in Tempelhof

Am Wochenende jagen Rennwagen über den ehemaligen Flughafen Mercedes feiert dort ein Fest zur Auto- und Markengeschichte

Eine Karosserie in Stromlinienform? Schön und gut, macht das Auto schneller, bringt aber nicht nur Vorteile. Jedenfalls früher war das so: „Wir konnten ja die Stromlinie gar nicht voll ausnützen. Durch die Verkleidung liefen die Hinterachsen heiß, und zweitens wegen der Reifen. Die wären uns weggeflogen, da haben wir ja die größte Sorge gehabt.“

Der Einwand kam von einem, der es wissen musste: Hermann Lang, das „Hermännle“, wie man ihn wegen seiner schwäbischen Herkunft nannte, einst berühmtes Pisten-As, Sieger des legendären Avus-Rennens vom 30. Mai 1937. Mercedes-Benz und Auto-Union trugen es quasi unter sich aus, es war der Höhepunkt der berühmten Silberpfeil-Duelle – eine Zeit technischer Triumphe, zugleich von der NS-Propaganda als Beweis der vermeintlichen deutschen Überlegenheit missbraucht. Die (noch immer) schnellste Runde konnte auf der mit neuer Steilkurve aufgerüsteten Rennstrecke Bernd Rosemeyer auf Auto-Union für sich verbuchen: 276,40 km/h. Insgesamt aber siegte Lang mit seinem Mercedes-Benz W 25 bei einem Durchschnittstempo von 261,64 km/h. „Ohne Reifenprobleme hätten wir 280 fahren können.“

Der W 25, der erste Silberpfeil der Firmengeschichte, ist einer der vielen Sterne der Automobil- und Rennhistorie, die an diesem Wochenende auf dem ehemaligen Flughafen Tempelhof zur Jubiläumsschau „Mercedes-Benz & Friends“ versammelt sind, mit dem der Konzern, gemeinsam mit den offiziellen Markenclubs, den 125. Geburtstag des Autos feiert. Es soll, wie es heißt, „das größte Mercedes-Benz-Treffen aller Zeiten“ werden, mit über 1800 Fahrzeugen quer durch die Jahrzehnte. Erinnert wird an die Geburtsstunde des Automobils vor 125 Jahren, als Carl Benz die Patentschrift für seinen Motorwagen eingereicht hatte, vermutlich in der Königgrätzer Straße, heute bekannt als Ebertstraße. Dort befand sich bis 1891 das Patentamt.

Einer der Höhepunkte sind die sechs Silberpfeile der 30er und 50er Jahre, die auch übers Gelände gejagt werden, gemeinsam mit dem Mc-Laren-Mercedes, in dem Mika Häkkinen 1998 Formel-1-Weltmeister wurde. Hinterm Steuer sitzen ehemals erfolgreiche Fahrer. Wie es sich anfühlt, in einem DTM-Renner durch die Kurven zu jagen, kann von den Besuchern selbst erprobt werden, aber nur auf dem Beifahrersitz, mit Piloten wie Bruno Spengler, Gary Paffett und Ralf Schumacher. Die Parcours werden auf dem Vorfeld aufgebaut.

Es soll ein „buntes Sommerfest“ werden, mit erwarteten 150 000 Besuchern pro Tag – und vielen Möglichkeiten, die Vorzüge der Produktpalette herauszustellen, etwa im Parcours der AMG Driving Academy, wo alle möglichen Assistenzsysteme und Sicherheitstechniken demonstriert werden. Auch stehen mehr als 20 Neuwagen zum Testfahren bereit, darunter die BKlasse F-Cell mit Wasserstoffantrieb und der Vito E-Cell, zudem Nutzfahrzeuge und Offroader, die auf einem künstlichen Parcours vorgeführt werden.

Aber die Prunkstücke sind eben doch die Silberpfeile, die ersten nur wenig jünger als die historische Verkehrsampel vom Potsdamer Platz, deren Nachbau von den Firmen Siemens und Daimler-Benz finanziert wurde. Im Dezember war sie durch einen Brand beschädigt worden, jetzt hat man sie mit Siemens-Hilfe repariert und nimmt sie in einer Woche wieder in Betrieb. Kein schlechtes Timing.

Flughafen Tempelhof (Tore 4a, 9, 10). Sa 11 – 22 Uhr, So 10 – 16 Uhr. Show-Fahrten der Silberpfeile Sa 13 und 16 Uhr, So 13 und 15.30 Uhr. DTM-Renntaxi Sa 13.15 und 16.15 Uhr, So 13.15 und 15.45 Uhr. Informationen unter www.125-years-of-automobiles.com

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