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Berlin: Sie hat wieder den Hut auf

Dorothee Dubrau war Stadträtin in Mitte, sie vertrieb Wurstbuden vom Pariser Platz. Nun hat sie einen neuen Job – in Leipzig.

Dorothee Dubrau, elf Jahre lang Baustadträtin in Mitte, hat einen neuen Job. Die Frau mit den großen Hüten – ihr Markenzeichen – wird die Baubürgermeisterin in Leipzig. Dubrau wurde von den Grünen nominiert und setzte sich mit deutlicher Mehrheit gegen den Amtsinhaber durch. Am 1. August wird die Professorin für Städtebau und Regionalplanung an der TU Darmstadt und an der Berliner Beuth-Hochschule ihr Amt an der Pleiße antreten. Für diesen Karrieresprung fühlt sich die 58-Jährige durch ihre Erfahrungen als Kommunalpolitikerin und Architektin in Berlin gerüstet: „Natürlich ist das auch eine große Herausforderung: Mitte hat 320 000 Einwohner, Leipzig 540 000“, sagt sie und verweist darauf, dass manches leichter ist als in Berlin, denn es gibt nur eine Stadt mit einem Parlament, also kein klein-klein mit den unterschiedlichen Zuständigkeiten. Dubrau, die Wanderin zwischen den Welten der Bewohner und der Investoren, die Bestandsschützerin und temperamentvolle Streiterin für die Interessen der Bürger, findet Leipzig eine „ganz tolle Stadt“, die sie aus DDR-Zeiten aus vielen Verwandtenbesuchen gut kennt und so den Fortschritt ermisst, der vor allem die City rund um Bachs Thomaskirche preisenswert verändert hat. Dennoch ist viel zu tun, „ich habe festgestellt, dass mir Politik und Management liegen. Das kann ich hier gut gebrauchen“.

Welche Erfahrungen von der Spree nimmt sie an die Pleiße mit? „Alle!“ Das könne sie nicht in drei Sätzen sagen, dazu gehören Architektur, Politik und Forschung, die die Mutter von vier inzwischen erwachsenen Kindern ein aufregendes Leben lang geprägt haben. Denn in Berlin galt die Baustadträtin, die mit dafür sorgte, dass die Ost-City zu neuer Blüte kam und in die Spandauer Vorstadt ein neues Wohngefühl einzog, als Investorenschreck. Unter anderem, weil sie der Firma Wall nicht gestattete, auf ihrem Gebäude an der Ecke Hannoversche Straße eine große Leuchtreklame anzubringen. Sie vertrieb Würstchenbuden vom Pariser Platz, all ihre Nachfolger hielten sich an diese hauptstadtfreundliche Weisung.

Dorothee Dubrau wird auch in Leipzig eine temperamentvolle, schlagfertige Kämpferin und harte Verhandlerin bleiben, sie freut sich auf eine Wohnung mitten im Zentrum, mit dem Blick vom Balkon aufs Rathaus. Im Internet kommentiert ein Messestädter wohlwollend: „Da wir ja mal einen Leipziger nach Berlin geschickt haben, der dann eher schlechte Arbeit geleistet hat (Walter Ulbricht) dürfte es kein Problem sein, hier bei uns eine Preußin zu empfangen.“ Und Dubrau sagt: „Leipziger und Berliner haben eine auffällige Sprache und sind sehr direkt. Das gefällt mir.“ Den Leipzigern gefallen vielleicht die auffälligen Ketten und Ohrgehänge und die gewaltigen Hüte von Dorothee Dubrau, sie nimmt nur den schwarzen Winterhut mit, der Sommerhut ging kaputt – „da kauf’ ich mir jetzt in Leipzig mal gleich einen neuen“. Außerdem zieht ihr Fahrrad mit um, die grüne Dorothee ist auch in Leipzig ohne Drahtesel nicht denkbar.

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