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Berlin: Sie ließen Zehntausende hinter sich

Wie schafft man es in die erste Reihe der Fanmeile?

Auf der Fanmeile verfolgten gestern Zehntausende das Viertelfinale Deutschland gegen Argentinien. Nur die Hartgesottenen stehen in der allerersten Reihe. Wir haben Fans in vorderster Front nach ihren Überlebenstaktiken gefragt.

Alex Maiwald, 17: Man trifft hier in der ersten Reihe immer die gleichen Leute – bis jetzt war ich bei fast jedem Deutschlandspiel hier vorne, in der Mitte ist es am besten. Es ist einfach super, hier vorne sind die richtigen Fans. Seit kurz vor halb eins bin ich hier. Bis es losgeht schauen wir halt die Bühnen-Show an. Raus können wir ja nicht mehr. Ich habe ein Schweineohr gefrühstückt, das muss reichen. Und die 12 Flaschen Bier sind ja auch noch da.

Joyce Ehlert, 15: Wir hatten heute früher schulfrei, deswegen bin ich mit meinen Freundinnen auch schon seit halb zwölf hier. Allerdings habe ich als Proviant nur Salzstangen, eine Banane und einen halben Liter Wasser dabei. Zur Not schnorre ich mir Eistee von meiner Freundin. Wir sind oft auf Konzerten und wissen, wie das in der ersten Reihe ist. Wo die nächste Toilette ist, weiß ich auch schon. Zum Glück habe ich mir meinen MP3-Player mitgenommen. Mit richtiger Musik, von Bands wie Korn und so. Was die hier auf der Meile spielen, kann ich nicht ertragen.

Sven Sadecki, 20: Zwei Schachteln Zigaretten habe ich mir noch geholt, vorher habe ich ordentlich gefrühstückt, Proviant wäre nur unnötiger Ballast. Ein Bier ist eine Stulle, sage ich da nur. Auf der Fanmeile bin ich zum ersten Mal. Und seit elf Uhr stehen wir hier vorne direkt hinter der Absperrung, es ist einfach das bessere Feeling. Wie das schon klingt: Erste Reihe, das hat mich gereizt. Die machen hier eine tolle Bühnenshow, da geht die Zeit zum Glück schnell rum. Vielleicht gehe ich vor dem Anpfiff noch mal aufs Klo, sicher ist sicher. Wenn’s während des Spiels doch noch anfängt zu regnen, dann regnet es halt. Die Spieler auf dem Platz können ja auch nicht einfach weggehen. Ich bin da solidarisch.

Jana Kuttner, 29: Um halb elf sind mein Mann und ich gekommen, haben uns gleich ganz vorne hingesetzt und erst einmal unsere Pralinen aufgegessen. Es ist allerdings ein wenig kühl, meine Füße wärme ich halt jetzt mit meinem Fan-Schal. Und eine Decke haben wir zum Glück auch mitgebracht, dann müssen wir nicht direkt auf dem kalten Boden sitzen. Bis es losgeht, lese ich in dem dicken Schmöker von Dan Brown. Während der Warterei habe ich endlich mal Zeit dafür. Genug zu trinken haben wir auch: Wasser, Cola, Fanta, keinen Alkohol – wir wollen ja noch was vom Spiel mitbekommen.

Norberto Nasi, 32: In der ersten Reihe geht es immer ziemlich rau zu, es ist so eng. Da ist es am Rand natürlich komfortabler. Ich mache es immer halbe-halbe: Zuerst gehe ich rein, wie heute so um 13 Uhr, dann erhole ich mich draußen, dann kämpfe ich mich wieder ganz nach vorne. Das ist nicht so leicht, dann setze ich manchmal meine Ellenbogen ein, das macht man beim Fußball ja auch. Ich habe gut gefrühstückt, jetzt esse und trinke ich erst einmal nichts mehr. Ich will nüchtern und leicht bleiben und werde nur rumhüpfen. Ob mir das als Argentinier was ausmacht unter all den deutschen Fans? Naja, es ist doch nur Fußball. Und hinterher sind wir alle wieder Freunde.

Aufgezeichnet von Anne Haeming

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