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Berlin: Sieben Jahre für Türsteher

Ali-K. stach vor Disco zu. Sein Cousin tötete später SEK-Mann

Unter scharfen Sicherheitsvorkehrungen verkündeten die Richter gestern das Urteil: sieben Jahre Haft. Der Angeklagte Rabih Ali-K. nahm es gelassen. Mit einem breiten Lächeln reagierte er auf die Strafe wegen versuchten Totschlags. Es ging um eine Messerstecherei vor der Rudower Diskothek „Jungle Club“, wo der 30-Jährige als Türsteher arbeitete. Bei der blutigen Auseinandersetzung zwischen zwei libanesisch-kurdischen Clans im April 2003 war auch sein Cousin Yassin Ali-K. dabei. Der 34-Jährige erschoss wenige Tage später einen Berliner SEK-Beamten.

Rabih Ali-K. hatte sich im Prozess auf Notwehr berufen. Er und sein Cousin seien von mehreren Mitgliedern der verfeindeten Familie Al-Z. massiv angegriffen worden. Er habe einem mit dem Al-Z.-Clan befreundeten Türken das Messer entrissen, ihm in die Schulter und wohl auch in den Bauch gestochen. Die Stiche verletzten das Opfer lebensgefährlich. Mehrere Wochen lag der Türke im Koma.

Die Verteidiger von Rabih Ali-K. hatten Freispruch gefordert. Das Gericht aber folgte der Auffassung der Staatsanwaltschaft. Vor der Messerstecherei habe es einen Streit in der Diskothek gegeben, der mit einem Rauswurf für das spätere Opfer endete.

Wütend habe der Türke dann Verstärkung aus den Reihen der Familie Al-Z. geholt. Der Angeklagte und sein Vetter Yassin hätten sich in der Zwischenzeit bewaffnet – Rabih Ali-K. mit einem Messer, sein Cousin mit einer scharfen Pistole. Yassin Ali-K. habe sofort die Waffe auf einen Mann aus dem Al-Z.- Clan gehalten. Deshalb seien weder Rabih Ali-K. noch sein Cousin attackiert worden, hieß es im Urteil. „Es war zwar eine provokative Situation, aber keine Notwehrlage.“ Der Kampfsportler Rabih habe zugestochen, „weil er seine Wut abreagieren wollte“.

Wegen der Messerstecherei bestand zunächst auch Haftbefehl gegen Yassin Ali-K. Als ein Spezialeinsatzkommando der Polizei seine Neuköllner Wohnung stürmte, um ihn als mutmaßlichen Mittäter festzunehmen, schoss der Libanese um sich. Für den Tod des SEK-Beamten muss er sich seit fünf Monaten vor dem Berliner Landgericht verantworten. Der Prozess gegen Yassin Ali-K. wird heute fortgesetzt.

Kerstin Gehrke

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