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Berlin: Siemens und Bosch weisen Kritik zurück „Unterlagen bis heute nicht vollständig“

Siemens hat der Flughafengesellschaft mangelhafte Planung und unzureichende Informationspolitik vorgeworfen. „Bis heute sind die Unterlagen noch nicht vollständig.

Siemens hat der Flughafengesellschaft mangelhafte Planung und unzureichende Informationspolitik vorgeworfen. „Bis heute sind die Unterlagen noch nicht vollständig. Uns erreichen immer noch Änderungswünsche“, sagte eine Siemens-Sprecherin auf Anfrage. „Wir haben keine Mitteilung vom Auftraggeber erhalten, dass der Eröffnungstermin geplatzt ist. Wir wissen davon aus den Medien.“ Ebenso wie Bosch sieht auch Siemens keine Probleme bei den eigenen Teilen der Anlage. „Unsere Entrauchungssteuerung ist betriebsbereit“, sagte die Sprecherin. Allerdings sei die Brandschutzanlage sehr komplex, und Siemens habe nur einen Teil des Leistungsspektrums. „Wir programmieren die Steuerung der Lüftungsklappen, aber dafür brauchen wir klare Vorgaben.“

Ähnlich äußerte sich ein Bosch-Sprecher auf Anfrage. „Die von Bosch gelieferten Komponenten funktionieren technisch ohne Probleme gemäß der uns heute bekannten und vorliegenden technischen Anforderungen.“ Sollte der Bauherr diese Anforderungen nochmals erweitern, müssten alle Komponenten des Brandschutzsystems angepasst werden und neue Funktionstests durchlaufen. Bosch sichere der Flughafengesellschaft die volle Unterstützung bei der Fertigstellung des Bauprojekts zu.

Unterdessen übte der Berliner SPD-Abgeordnete und Bundestags-Vizepräsident Wolfgang Thierse im RBB-Inforadio scharfe Kritik daran, dass die beteiligten Unternehmen nicht im Fokus stünden. „Reden wir doch endlich über die wirklich Verantwortlichen, reden wir über die Firmen, die dort Mist gebaut haben! Aber die kommen nicht vor“, sagte er. „Stattdessen geilt man sich auf an den Köpfen, die rollen müssen.“ Der politische Gegner und die Medien kritisierten immer nur den Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit und Ministerpräsident Matthias Platzeck (beide SPD).

Bosch und Siemens dementieren unterdessen vehement, dass es zwischen ihnen irgendwelche Konflikte, Unstimmigkeiten oder Abstimmungsprobleme gegeben habe. Sowohl Siemens-Sprecherin Uta Apel als auch Bosch-Pressesprecher Christian Hönicke erklärten auf Anfrage, dass die Kooperation zwischen beiden Firmen völlig konfliktfrei verlaufen sei.

Beide Unternehmen wollen keine Einschätzung abgeben, wann der Flughafen eröffnet werden kann. Denn die Firmen seien jeweils nur mit einem kleinen Ausschnitt der Gesamtplanung vertraut, hieß es. Der aktuelle Stand beruhe auf Planungsunterlagen vom November. Zur Brandschutzanlage, an deren Errichtung fünf Unternehmen beteiligt sind, gehören 81 Entrauchungsventilatoren, 3400 Brandschutzklappen, 16 000 Brandmelder, über 50 000 Sprinklerköpfe und kilometerlange Entrauchungs- und Frischluftzuführungskanäle. Die Verschiebung des Eröffnungstermins wird mit einem Treffen vom 18. Dezember begründet, an dem Bosch und Siemens beteiligt waren.

Woran es genau hakt, ist unklar. Der Technik-Geschäftsführer Horst Amann äußerte sich nur vage. Die Probleme seien „heftig, sehr heftig“ und „gravierend, fast grauenhaft“, sagte er in einem Interview des Hessischen Rundfunks. Im Inforadio sagte er, es werde geprüft, ob man die Testläufe fortsetze oder „ob es nicht doch der kürzere und bessere Weg ist, das eine oder andere baulich zu verändern“. Auf eine Tagesspiegel-Anfrage, wo die Probleme der Brandschutzanlage denn nun liegen, verwies die Flughafengesellschaft auf die Äußerungen Amanns. Auch der Vorwurf der fehlenden Planungssicherheit blieb unerwidert.

Neu ist er nicht. Der zuständige Siemens-Vorstand Roland Busch hatte ihn bereits im November in einem Tagesspiegel-Interview erhoben. „Bis heute haben wir keine vollständigen und endgültigen Planungsunterlagen in der notwendigen Qualität erhalten. Wir wissen in manchen Bereichen immer noch nicht abschließend, was eigentlich zu bauen ist“, sagte er. Grundsätzlich hatte er darauf hingewiesen, dass in Großprojekten Probleme meist mit Fehlern der Anfangsphase zu tun haben. „Falsche Entscheidungen zu Beginn holen den Auftraggeber immer wieder ein. Besonders am Anfang ist Kompetenz gefragt und kommt es auf die richtigen Weichenstellungen für ein Projekt an“, hatte Busch gesagt.

Gerd Appenzeller/Moritz Döbler

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