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Berlin: „Siesprechen zu schlecht Deutsch“ IHK: Nur 490 von 35000 Azubis sind Türken

Herr Eder, wie sieht die Ausbildungsplatzsituation für türkische Migrantinnen aus? Im Bereich der Industrie und Handelskammer sind 35 000 Ausbildungsverträge abgeschlossen worden, aber nur 490 davon mit türkischen Jugendlichen.

Herr Eder, wie sieht die Ausbildungsplatzsituation für türkische Migrantinnen aus?

Im Bereich der Industrie und Handelskammer sind 35 000 Ausbildungsverträge abgeschlossen worden, aber nur 490 davon mit türkischen Jugendlichen. Das ist sehr wenig. Seit 1995 ist der Anteil türkischer Jugendlicher an allen Ausbildungsverhältnissen von acht auf vier Prozent halbiert worden. Statistisch nicht erfasst sind aber junge Migranten mit deutscher Staatsbürgerschaft.

Wie viele junge Türkinnen machen eine Ausbildung?

Von den 490 türkischen Lehrlingen sind nur 196 Mädchen. Die Nationalität der Azubis spielt bei den Unternehmen aber keine Rolle. Qualität und soziale Kompetenz zählen.

Das erklärt nicht, dass so wenig türkische Mädchen ausgebildet werden...

Bei den Eingangstests fallen viele türkische Mädchen durch, weil sie zu geringe Sprachkenntnisse haben.

Spielt das in der türkischen Community weit verbreitete traditionelle Frauenbild eine Rolle?

Sicherlich ist das Rollenbild auch ausschlaggebend, dass Türkinnen auf eine Berufsausbildung verzichten oder sie nicht machen dürfen. Ich kenne Fälle, wo junge türkische Männer deutsche Ausbilderinnen nicht akzeptieren.

Was muss passieren, damit mehr junge Türkinnen einen Beruf erlernen?

Türkisch geführte Unternehmen müssen auch mehr ausbilden. Von 5400 Unternehmen bilden nur 80 bis 100 türkische Betriebe aus. Aber am Anfang muss das Erlernen der Sprache stehen: Ohne Sprache gibt es keine Bildung.

Was fordern Sie von der türkischen Community?

Die Multiplikatoren müssen mehr Aufklärung leisten. Die IHK initiiert mit den Moscheevereinen zurzeit ein Projekt. Auch die Vereine sehen die schlechte Ausbildungsplatzsituation als Problem: Die Imame müssen für Ausbildung werben – und natürlich auch für die Ausbildung von türkischen Mädchen.

Das Gespräch führte Sabine Beikler.

Jan Eder (42) ist Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer. Er fordert türkische Unternehmer auf, mehr Mädchen auszubilden und dafür in den Moscheen zu werben.

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