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Berlin: "Signal für die Wissenschaft"

Die Wirtschaft und die führenden Repräsentanten der Berliner Universitäten, Fachhochschulen und Forschungsinstitute wollen keine Wiederauflage eines gemeinsamen Senatsressorts für Wissenschaft und Kultur. Erste Priorität gibt die vor wenigen Wochen gegründete "Partnerschaft Wirtschaft-Wissenschaft" einem eigenständigen Senatsressort für Wissenschaft und Forschung.

Die Wirtschaft und die führenden Repräsentanten der Berliner Universitäten, Fachhochschulen und Forschungsinstitute wollen keine Wiederauflage eines gemeinsamen Senatsressorts für Wissenschaft und Kultur. Erste Priorität gibt die vor wenigen Wochen gegründete "Partnerschaft Wirtschaft-Wissenschaft" einem eigenständigen Senatsressort für Wissenschaft und Forschung.

Wenn sich jedoch aus verfassungsrechtlichen Gründen - nur acht Senatsressorts sind möglich - dieses Ressort nicht bilden lässt, dann würde die Partnerschaft ein gemeinsames Ressort Wirtschaft und Wissenschaft bevorzugen. Das erklärte gestern der Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer, Thomas Hertz. Norbert Bensel vom Vorstand Daimler-Chrysler Services würde sogar die Wissenschaft in einem solchen gemeinsamen Senatsressort an die erste Stelle setzen. Das ist die politisch brisanteste Aussage der neuen Partnerschaft unter dem Slogan "an morgen denken". Am gestrigen Donnerstag gab sie ihre Forderungen in Form einer "Handreichung" für eine Koalitionsverhandlungen von SPD, Grünen und FDP bekannt. Zentrale Aussage: In der Koalitionsvereinbarung solle ein "Signal für die Wissenschaft und Forschung in Berlin" gesetzt werden.

Die Partnerschaft, die von führenden Wirtschaftsunternehmen wie Siemens, Daimler-Chrysler Services, Schering und der Industrie- und Handelskammer getragen wird, ist auf Dauer angelegt. Detlev Ganten vom Max-Delbrück-Centrum für molekulare Medizin: "Wissenschaft und Wirtschaft gehen jetzt langfristig und strategisch zusammen und nicht nur, wenn einmal punktuelle Interessen vorhanden sind."

Die Partnerschaft betont, in der angespannten Haushaltslage ginge es nicht nur darum, den Etat zu konsolidieren. Das strategische Denken dürfe nicht vergessen werden. So formulierte es Norbert Bensel. In schwieriger Haushaltslage seien Investitionen in die Zukunft das Gebot der Stunde. Bei wirtschaftlichen Investitionen spielten Forschung und Wissenschaft und die Qualifikation der an den hiesigen Hochschulen ausgebildeten Fachkräfte als Standortfaktoren eine große Rolle. Hier habe Berlin viel zu bieten.

Einige Hauptforderungen der Initiative lauten: Langfristig von den jetzigen 85 000 Studienplätzen wieder auf 100 000 Studienplätze zu kommen. Um Firmengründungen und neue Produkte zu fördern, sei die Wiederaufstockung des Zukunftsfonds notwendig. Der Fonds war von dem Übergangssenat von 250 Millionen auf 20 Millionen Mark heruntergesetzt worden. Angesichts der mit Milliarden Mark ausgestatteten Zukunftsfonds in Bayern und Baden-Württemberg müsse Berlin die Summe wieder auf 250 Millionen Mark erhöhen und danach mit Zehn-Prozent-Anteilen aus den Erlösen von Privatisierungen weiter speisen.

Als entscheidende Weichenstellung für die nächsten 15 bis 20 Jahre bezeichnete Peter Gaehtgens, Präsident der Freien Universität, als Sprecher der Landeshochschulrektorenkonferenz das Programm zur Neuberufung von Professoren. Wegen des altersbedingten Generationswechsels müssten in den nächsten fünf Jahren 500 Professuren in Berlin neu besetzt werden. Die bisher dafür in den Hochschulverträgen vorgesehene Summe von 150 Millionen Mark reiche nicht aus, sondern müsse bis zum Jahr 2006 auf 300 Millionen Mark aufgestockt werden. Außerdem sollten die Studenten mit Eigenbeträgen zur Finanzierung der Hochschulen beitragen.

Uwe Schlicht

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