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Immer häufiger werden Böller direkt auf Passanten oder Rettungskräfte gefeuert.

© imago/Seeliger

Silvester in Berlin: Wie sich die Feuerwehr auf den Jahreswechsel vorbereitet

Mehr Personal, mehr Selbstschutz: Für die Einsatzkräfte bedeutet der 31. Dezember viel Arbeit – und ein immer höheres Risiko.

Böllern ja, aber richtig – das ist das Signal der Berliner Feuerwehr vor dem offiziellen Verkaufsstart für das Silvesterfeuerwerk am 28. Dezember. Besonders bedrohlich sei aus Sicht der Einsatzkräfte die Kombination aus Alkohol und Pyrotechnik, betonte Sprecher Thomas Kirstein bei einer Pressekonferenz.

Daher sei einerseits wichtig, das „richtige“, nämlich legale, Feuerwerk zu kaufen – dieses aber auch richtig zu verwenden. Denn auch legale Böller und Raketen seien in der Vergangenheit als Waffen missbraucht worden.

Im vergangenen Jahr sorgten insbesondere Angriffe auf Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr für Schlagzeilen. Allerdings wurden diese auch erstmals im vergangenen Jahr systematisch erfasst. „Es ist für mich völlig unverständlich, dass Einsatzkräfte, die Menschen in Not helfen wollen, angegriffen werden“, sagte Landesbranddirektor Karsten Homrighausen.

"Unsere Strategie ist null Toleranz"

Seit dem 20. Februar ist daher mit Janina Dressler die bundesweit erste Gewaltpräventionsbeauftragte für die Berliner Berufsfeuerwehr im Einsatz. In der Silvesternacht 2018/19 wurden insgesamt 49 Übergriffe auf Einsatzkräfte registriert, 34 davon durch Pyrotechnik. Auch in diesem Jahr befürchtet die Feuerwehr erneute Angriffe. „Unsere Strategie ist null Toleranz, jeder Fall wird zur Anzeige gebracht“, sagte Homrighausen.

Feuerwehrkräfte würden bislang im Rahmen ihrer Ausbildung auf mögliche Übergriffe vorbereitet, erläuterte Dressler. Dazu zähle neben verschiedenen Strategien zur Deeskalation in erster Linie auch die Eigensicherung: Also, wie Rettungskräfte sich selbst schützen können und welche Maßnahmen ihnen im Rahmen der Notwehr zur Verfügung stehen. Spezielle Schulungen vor dem Einsatz in der Silvesternacht gebe es bislang nicht, sagte Dressler. Fortbildungen für die Rettungskräfte seien allerdings künftig geplant.

Dummtests und Unfälle zeigen, wie schwer Verletzungen durch Böller sein können.
Dummtests und Unfälle zeigen, wie schwer Verletzungen durch Böller sein können.

© Paul Zinken/dpa

Um alle Einsätze in der Silvesternacht bewerkstelligen zu können, stockt die Feuerwehr ihre Einsatzkräfte deutlich auf. So sollen insgesamt 1463 Feuerwehrleute im Einsatz sein, darunter 863 Angehörige der Berufsfeuerwehr. Die übrigen Einsatzkräfte sind Ehrenamtliche der Freiwilligen Feuerwehr. Zum Vergleich: Regulär sind etwa 500 Feuerwehrleute pro Nacht im Dienst.

Feuerwehr-Chef sieht Verbotszonen skeptisch

Sollte es zu Großlagen kommen, könnten auch weitere Rettungskräfte der Freiwilligen Feuerwehr kurzfristig alarmiert werden, sagte Homrighausen. Unterstützt wird die Feuerwehr unter anderem von Kräften der Bundeswehr, des Deutschen Roten Kreuzes und des Technischen Hilfswerkes. Auch die Leitstelle wird personell aufgestockt, um eingehende Notrufe zügig bearbeiten zu können.

In Bezug auf die Böllerverbotszonen in Schöneberg und am Alexanderplatz zeigte Homrighausen sich eher skeptisch. Erst im Nachhinein werde die Auswertung zeigen, ob diese nicht zu Verdrängungseffekten in die anliegenden Kieze führten, sagte der Landesbranddirektor.

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