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Sind so große Wünsche: Verein Kinderträume sammelt für sterbenskranke Kinder

Der Verein Kinderträume sammelt für schwer- und sterbenskranke Kinder. Der erste Teil unserer Serie.

Luca ist großer Fan der Eragon-Fantasy-Bücher. Die Zwölfjährige spielt auch gerne mit Kuscheltieren – und mit ihrer fünfjährigen Schwester Gianna „Kathederspülen“. Den kleinen weißroten Plastikschlauch wollte sie aus der Klinik gern mit nach Hause nehmen, schließlich hat die Schülerin damit bei ihrer Chemotherapie monatelang gelebt. Ganz weich ist das Plastikstückchen. „Hier oben ist der Schlauch in meine Halsschlagader eingeführt worden“, sagt Luca und zeigt auf eine Stelle nahe dem Schlüsselbein, „und am Bauch kam er wieder aus mir heraus.“

Luca hatte Leukämie, Blutkrebs, und das Mädchen kann einem einiges über Krankheit, Verlauf und Therapie erzählen. Wenn man sich bei diesen Fragen zunächst vorsichtig an ihre Mutter wendet, erklärt einem die 32-Jährige schnell, dass die Reporterin gerne das Mädchen selbst fragen könne. Luca lebt damit, es ist Teil ihres Alltags, ihrer Kindheit, und die Fachleute von der Kinderkrebsstation im Weddinger Virchow-Klinikum legen das den Betroffenen sogar ans Herz, den kleinen Patienten miteinzubeziehen. Schicksale wie das der kleinen Luca gehen auch Maria Kohl vom Berliner Verein „Kinderträume“ ans Herz. Die 76-jährige frühere Sängerin aus Neu-Westend hat den ehrenamtlichen Verein 1997 gegründet – und erfüllt seitdem Wünsche. Wünsche von Kindern wie Luca. Wünsche von schwerkranken und von todkranken Kindern, deren Tage auf dieser Welt schon gezählt sind.

„Mein größter Wunsch ist es eigentlich, dass ich wieder gaaaanz gesund werde“, hat Luca in ihrem ersten selbstgebastelten Brief an den Kinderträume-Verein geschrieben. Da war die Diagnose noch frisch. „Ich hatte immer Rückenschmerzen und fühlte mich schlecht, aber die erste Ärztin hat gesagt, ich sei doch gar nicht so blass.“ Nach der Odyssee bei Ärzten kam am 26. November 2009 die Diagnose: Leukämie. Das Krankenhaus wurde das zeitweise Zuhause. Und wie geht denn so eine Chemo? „Immuntherapie?“, flüstert die fünfjährige Gianna ihrer großen Schwester zu, sie will das stolz vorsagen. „Also“, erklärt Luca, deren Haare unter ihrem Tuchturban langsam wieder wachsen: „Das ist so eine ekelige Matsche, weiß, gelb oder rot, das bekommt man, und danach geht es einem richtig scheiße.“ Entschuldigung, aber so sei es nun einmal. Tranquilizer-Medikamente wollte ihre Tochter aber nicht nehmen, sagt Lucas Mutter. Die alleinerziehende Schönebergerin musste den Freiberuflerjob als Musikmanagerin skandinavischer Jazzmusiker zunächst an den Nagel hängen. Jetzt fängt sie wieder an, muss mit Luca aber weiter regelmäßig in die Klinik, zur „Erhaltungstherapie“, aber nur noch alle zwei Wochen. Sie habe bei allem Leid auch Positives dazugewonnen, sagt die Mutter stark. Unterstützung von Menschen, von denen sie es nicht gedacht hätte. Etliche Eltern, für die der Verein sammelt, müssen sich mit der Tatsache auseinandersetzen, dass ihnen das eigene Kind wegstirbt. „Im Krankenhaus stinkt es immer doof nach Desinfektionsmitteln“, sagt Luca, „aber dafür sind die Ärzte und Schwestern super nett“. Schwester Konny habe sie immer „Kampfschnecke“ genannt. Es sieht gut aus für Luca.

Nach all dem Leid möchte ihr Maria Kohl aber ihren zweitdringlichsten Wunsch erfüllen. „Einmal nach Disneyland in Paris!“ Das wäre so schön, all die Figuren zu sehen, die sie aus ihren Büchern und Hörbüchern kennt. Maria Kohl arbeitet daran. Zu 3000 Kindern und ihren Eltern in ganz Deutschland ist sie seit der Vereinsgründung schon gefahren, hat Treffen mit Lieblingsbands wie „Ich + Ich“ oder Schwimmen mit Delfinen auf Teneriffa ermöglicht. „Mit meinem Verein konnte ich erst so richtig starten, nachdem der Tagesspiegel ihn vorgestellt hat. Ihre Leser haben so toll gespendet, noch heute bin ich dankbar“, sagt die Frau. Jetzt hoffen alle auf Spenden für Luca und ihre Leidensgenossen.

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