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Berlin: Sinkende Kauflust stört die Messemacher nicht

Trotz der Umsatzeinbrüche für die Händler glauben Veranstalter weiter an Zugkraft der Grünen Woche

Trotz der Umsatzeinbrüche für die Händler glauben Veranstalter weiter an Zugkraft der Grünen Woche Sie kamen so zahlreich wie in den Vorjahren: die Besucher der Grünen Woche. Und doch ist die Messebilanz nicht rundum positiv: An den Ständen gaben die Kunden nur noch halb so viel Geld aus wie noch vor vier Jahren. Lohnt sich das Geschäft rund um die Lebensmittel bald nicht mehr? Der Messeleitung scheint der eklatante Rückgang der Kauflust kein Kopfzerbrechen zu bereiten. Sie rechnet nicht damit, dass künftig Aussteller wegbleiben und die bislang beliebteste Berliner Verbrauchermesse an Attraktivität verliert. „Unser Messekonzept ist stimmig“, sagte gestern Grüne-Woche-Sprecher Wolfgang Rogall. „Wir müssen nicht nachbessern.“

Die Zufriedenheit der Aussteller, sagt Rogall, sei nach ersten Umfragen auch in diesem Jahr „sehr hoch“. „Sie messen ihren Erfolg auf der Messe nicht nur am direkten Standverkauf, sondern auch am Imagegewinn durch Präsenz sowie an späteren Bestellungen oder Handelsabschlüssen, die sich aus Gesprächen auf der Messe ergeben. Außerdem sei die Grüne Woche ein Konjunkturbarometer. „Es wird eben überall weniger ausgegeben.“

Wie berichtet, kamen zur gestern zu Ende gegangenen Grünen Woche rund 430 000 Besucher. Dieser Ansturm hat sich seit Mitte der neunziger Jahre kaum verändert. Doch 2003 ließ jeder Besucher durchschnittlich 183 Euro in den Hallen unterm Funkturm, 2004 und 2005 waren es 133 Euro, 2006 nur noch 99 Euro – und in diesem Jahr waren die Gäste noch weniger spendabel: Jeder kaufte durchschnittlich für 88 Euro ein. Insgesamt flossen 40 Millionen Euro in die Ausstellerkassen .

Bei den zahlreichen lukullischen Häppchen griffen die Besucher allerdings so beherzt zu wie eh und je. Im Durchschnitt gaben sie für Essen und Trinken diesmal 26 Euro pro Kopf aus, ein Wert, der seit 2000 nahezu gleich geblieben ist. Fest hielten die Kunden ihr Geld aber bei anderen Einkäufen und Bestellungen am Messestand – ob es nun um Blumenzwiebeln, Hundefutter oder Massagebänke ging. Genau da brachen die Umsätze ein, und zwar seit 2003 in weitaus stärkerem Maße als die bundesweiten Konsumausgaben.

Liegt es an den Bestellmöglichkeiten im Internet, an dem Mehr an Einkaufszentren, die auf Erlebnisshopping setzen? Bei der Messe Berlin sieht man sich hier nicht in der Pflicht. „Der Verkaufsrückgang ist nicht unser Problem“, sagt Sprecher Wolfgang Rogall. Die Messegesellschaft schaffe die Voraussetzungen für den Besucheransturm, biete vielfältige Ausstellungsbereiche. Wie das Publikum dann am Stand angesprochen werde, sei Sache der Aussteller. „Wer weniger verkauft, muss sich fragen: Sind die Preise zu hoch, kann ich Waren besser präsentieren?“

Die Messegesellschaft selbst verdient an Standgebühren und Tickets. Beide Einnahmequellen sieht Rogall weiter gesichert. Die Beliebtheit der Grünen Woche hänge schließlich nicht nur vom Verkauf ab. 2007 habe sie andere Erwartungen mehr denn je erfüllt: als Treff der Agrarexperten und Forum für Verbrauchertipps zum Beispiel.

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