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Berlin: Skater-Aktion Blade Night überwintert in der Treptower Arena

Am Eingang gibt es Streit. "Ey, mit dem Gutschein kommt ihr nicht rein", sagt der junge Mann im Kassenhäuschen, "so einen habe ich hier noch nicht gesehen!

Am Eingang gibt es Streit. "Ey, mit dem Gutschein kommt ihr nicht rein", sagt der junge Mann im Kassenhäuschen, "so einen habe ich hier noch nicht gesehen!" "Aber der ist doch von Sexauer selbst unterschrieben", wendet der Angesprochene empört ein. Nach ein paar Minuten Debatte klärt ein Ordner: Was Blade-Night-Organisator Jan Philipp Sexauer abgezeichnet hat, sei auf jeden Fall gültig. "Mir sagt ja keiner was...", murmelt der Kassierer - es ist eben nicht einfach, aus einer Skater-Demo eine reibungslos funktionierende Abendveranstaltung zu machen. Seit letztem Monat ziehen die Skater alle zwei Wochen mittwochs in der Arena ihre Runden; von politischer Willensbekundung ist kaum die Rede. "Hier ist die Musik gut, und draußen ist es zu kalt", finden die 15-jährigen Freundinnen Steffie und Ina. "In der Halle kann man besser Figuren üben", sagt der 14-jährige Elias.

Einiges ist anders, seitdem zuletzt im September 35 000 Menschen durch die Innenstadt rollten. Statt geradeaus fährt es sich jetzt im Kreis, immer um den Boxenturm herum, aus dem laut Dancefloor-Musik dröhnt. Strandkörbe und eine Cocktailbar warten auf diejenigen, denen das Rundendrehen zu eintönig wird. Eine kleine Diskokugel kreiselt einsam an der Hallendecke. Alle halbe Stunde ruft eine männliche Stimme einladend ins Mikrofon "Und bitte: Richtungswechsel!" Wer dann allzu prompt kehrt macht, riskiert den Zusammenprall.

Den wahren Individualisten zieht es hier denn auch an den Rand des Geschehens: Wo er mit raumgreifenden Drehungen die Blicke auf sich lenkt. Die rund 200 Skater haben an diesem Abend viel Platz in der 7000 Quadratmeter großen Halle. Unterwegs sind Mütter mit kleineren Kindern, viele Teenager. Die Kinderwagen schiebende Fraktion glänzt durch Abwesenheit, auch die skatenden Senioren sind heute deutlich in der Minderzahl. Das Publikum in der Halle sei jünger, meint Lorenz Wacker von der Arena. "Das liegt an der Musik, aber auch an den Zusatzangeboten wie der Half pipe, den Rampen und Skate-Basketball." Die Berufstätigen kämen außerdem erst relativ spät. Noch nicht ganz zufrieden ist Wacker mit der Teilnehmerzahl: "Im Laufe des Abends werden es immer so 1000, aber die Halle könnte das Doppelte vertragen."

Die knapp 20 Ordner in ihren gelb schillernden Westen sind denn auch unterbeschäftigt. Die 18-jährige Verena Härtel trauert dem Sommer hinterher. "Das war schon toll, es den Autofahrern mal zeigen zu können, dass wir Vorfahrt haben. Hier sieht uns ja keiner." Ihr Job in der Halle bestehe nur darin, "den Leuten aufzuhelfen". Ihre Kollegen vertreiben sich die Zeit damit, die Anfänger zum Staunen zu bringen - mit Sprungwürfen unterm Basketballkorb und Drehungen auf der Half pipe. "Wir warten, dass es Frühling wird", bringt einer die Stimmung auf den Punkt.Blade Night: 1. und 15. Dezember, 18 Uhr, open End, 5 Mark, Arena, Eichenstraße 5.

Ulrike Groppe

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