zum Hauptinhalt

Berlin: Slalom mit Knatter-Ton

Go-Peds – kleine Roller mit Benzin-Motor – haben das Potenzial zum Trend. Auch wenn sie nicht für die Straße zugelassen sind: Man sieht sie immer öfter

Peer Uhlman macht sich nicht gerade beliebt. In engen Kurven fegt er mit seinem Roller über das Trottoir an der Schönhauser Allee, schlängelt sich zwischen Passanten hindurch. Viele schimpfen, fluchen, schütteln mit dem Kopf. Wieder ein Verrückter! Dabei ist sein Fahrstil absolut professionell, selbst bei einem Tempo von gut 20 Kilometer pro Stunde eckt er nirgendwo an.

Wenn ihn jedoch die Polizei erwischt, heißt es: absteigen und zahlen. „Das ist das Risiko eines Go-Ped-Fahrers, aber es macht nun mal richtig Spaß“, sagt Uhlman. Diese Go-Peds – kleine, zusammenklappbare Roller mit Motorantrieb – sind immer häufiger in der Stadt zu sehen.

Wie andere Funsport- Geräte haben sie ihren Ursprung in Kalifornien und werden dort für den Massenmarkt produziert. Während es im amerikanischen Westen bereits Profis gibt, die gepolstert wie Eishockey- Cracks mit Go-Peds die Rampen hinuntertoben und in Ligen gegeneinander antreten, steckt der Sport hierzulande noch in den Anfängen. Vereine oder Fanclubs haben sich in Berlin noch nicht gegründet. Doch die kompakten Motor-Roller entwickeln sich mehr und mehr zum Trend. Ob sie jedoch die Nachfolge der Kickboards antreten, die vor einigen Jahren die Straßen überschwemmten und sogar im Aldi-Sortiment landeten, scheint fraglich.

Bei einem ähnlichen Boom käme Andreas Krause, der die Go-Peds über das Internet verkauft, mit den Lieferungen kaum hinterher. Die Geräte gibt es bei ihm als Selbstbau- Set, auf Anfrage hilft er beim Montieren. „Jeder wird damit nicht rumfahren, sie sind ja auch nicht billig“, sagt Krause, sie kosten zwischen 660 und 900 Euro. Zudem erhalten sie keine Straßenzulassung. Deshalb ordern bei ihm weniger spaßsüchtige Kinder die schnellen Roller, sondern vor allem Familienväter, die auf dem eigenen Grundstück fahren und ihren Spieltrieb ausleben. Krause schätzt, dass es rund 2000 Go-Peds in Berlin gibt.

Vom kompakten „Funny-Scooter“ bis zum leistungsstarken „Super Big Foot“, von der Taiwan-Produktion bis zum kalifornischen Edel-Roller – er hat alle Typen im Angebot. Einige Go-Peds erreichen Geschwindigkeiten von bis zu 45 km/h, in Amerika sind manche bis auf 70 km/h getunt. Dieses Tempo erreicht man freilich nur mit Benzinmotoren, die ein spezielles Zweitakt-Gemisch benötigen. Mit den eingebauten Tanks, in die nur anderthalb Liter Sprit passen, könnte man nonstop nach Potsdam und zurück fahren.

Doch von solchen Ausflügen rät er Käufern ab. „Ich verkaufe die Dinger nur als Sportgeräte und erkläre jedem, dass man sich damit nicht im Verkehr tummeln soll“, sagt Krause. Für die waghalsigen Touren übernehme er keine Haftung. Nachdem freilich eine Go-Ped-Clique in Hohenschönhausen mit ihrem Zweitakt-Geknatter die Anwohner nervte, stand die Polizei auch bei ihm vor der Tür. „Die wollten alle Roller konfiszieren und mich am liebsten gleich mitnehmen“, sagt Krause. Eine gesetzliche Handhabe hatten die Gesetzeshüter freilich nicht. Nur gegen Slalomfahrer, wie Peer Uhlman, die auf öffentlichen Straßen fahren.

Weitere Infos über Tel. 53214563 oder im Internet: www.go-ped-berlin.de

Henning Kraudzun

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false