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Weihnachtsengel Konni (links) ohne Flügel.

© Jens Schlüter

Smartphone oder ein Besuch bei Oma?: Was Kinder sich im Krisenjahr vom Weihnachtsmann wünschen

Im brandenburgischen Himmelpfort werden die Wunschzettel für den Weihnachtsmann beantwortet. Kornelia Matzke hilft dabei seit 36 Jahren als Wunschexpertin mit.

Kornelia Matzke zieht beim Sitzen meistens ihre Flügel ab und vergisst dann, sie wieder aufzusetzen, das sagt sie am Telefon. Deshalb trägt sie auf dem Foto mit dem Weihnachtsmann keine, obwohl sie doch ein Engel ist. Die 61-Jährige verbringt die Adventszeit seit 36 Jahren in der Postfiliale in Himmelpfort, einem kleinen Erholungsort ganz im Norden von Brandenburg. Die restliche Zeit ist sie Kellnerin in einem Fischrestaurant.

Doch in diesem Jahr ist wegen Corona alles ein bisschen anders: Das Postamt bleibt geschlossen. Kornelia Matzke, der Weihnachtsmann und 20 weitere Helfer-Engel haben sich in die Schreibstube im „geheimen Zauberwald” zurückgezogen. Dort beantworten sie Wunschzettel. Der Weihnachtsmann höchstpersönlich ist da nicht erreichbar, weder per Skype, noch per Telefon, die „technischen Voraussetzungen” seien in der Schreibstube nicht gegeben, teilt eine Pressesprecherin der Deutschen Post mit.

Kornelia Matzke, genannt Konni, ist so was wie eine Wunschexpertin. Im letzten Jahr landeten 294.000 Wunschzettel in Himmelpfort. Sie kennt die kühnen Träume von Kindern aus der ganzen Welt und weiß, wie sich die Wünsche über die Zeit verändert haben: Nach der Wende, in den Nullerjahren - oder eben seit eine Pandemie die Welt beherrscht. Doch Matzkes Fazit fällt nüchtern aus: „Das sind halt Kinder”, nach wie vor würden sich viele Smartphones und Spielekonsolen wünschen.

Bücher seien aber gerade auch wieder hoch im Kurs. Vereinzelt erreichen sie Briefe, in denen Kinder auf ein Weihnachtsfest mit der Oma hoffen. Aber nein, so richtig könne man den Wünschen das Krisenjahr nicht ablesen. “Die Kinder scheinen sich in diesem Jahr genauso auf Weihnachten zu freuen wie sonst auch.”

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1984, da arbeitete Matzke gerade als Springerin für die Post, fielen ihr die ersten beiden Briefe auf, adressiert an den „Weihnachtsmann in Himmelpfort.” Nach einem Teddy, einer Puppe und einem Spielzeugauto fragten die Absender darin. Matzke antwortete im Namen des Weihnachtsmannes, bedankte sich für den schönen Brief und versicherte, dass bestimmt ein Wunsch in Erfüllung gehen würde.

„Himmelpfort klingt ja auch nach der Pforte zum Himmel, natürlich sucht man da den Weihnachtsmann.” Dann richtete sie ein Postfach ein. In den darauffolgenden Jahren kamen immer mehr Briefe. „Das sprach sich damals rum: Wenn jemand so einen Brief in der DDR bekommen hat, hat er natürlich wie Bolle angegeben.”

Weihnachtsengel Konni und der Weihnachtsmann haben Besuch in Himmelpfort bekommen.
Weihnachtsengel Konni und der Weihnachtsmann haben Besuch in Himmelpfort bekommen.

© Jens Schlüter

Es folgte die Wiedervereinigung und die Wünsche änderten sich: „Die Kinder lernten die Barbie kennen”, resümiert Matzke. 1995 stellte die Deutsche Post erstmals ein Team speziell für die Beantwortung der Briefe ein - Weihnachtsengel Konni war dabei. Radiosender und Kamerateams kamen zur Eröffnung - Himmelpfort wurde als Weihnachtseldorado bekannt.

Nicht alle Briefe werden persönlich beantwortet

In der Vorweihnachtszeit fährt täglich ein gelbes Postauto in Himmelpfort vor und lädt Wunschzettel aus. Keine Chance, alle persönlich zu beantworten, sagt Maztke. „Aber wir lesen jeden Brief!” Und besondere Wünsche erhielten auch besondere Antworten, also selbst geschriebene. "Zum Beispiel, wenn sich ein Kind das Bein gebrochen hat und deswegen ganz traurig ist.”

In den letzten Jahren erreichten Himmelpfort Briefe aus 65 Nationen. Wunschzettel aus Südkorea und Kenia trudelten ein - beantwortet auf Deutsch, per Standardbrief. Was drinsteht? Das ist ein Geheimnis, „da schreiben Sie Weihnachtsmann doch mal!”, sagt Matzke.

Noch bis zum dritten Advent können Kinder an den Weihnachtsmann in 16798 Himmelpfort schreiben – dabei auf keinen Fall den Absender vergessen!

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