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Smashing Pumpkins in der Arena: Der Wiedersänger

Wiedervereinigt: Die Smashing Pumpkins kommen in die Arena Treptow.

Vor acht Monaten waren sie schon einmal in Berlin. Da gaben sie in der Columbiahalle ihr Comeback-Konzert. Ein bisschen seltsam war es: Sänger Billy Corgan kam im weiß-schwarzen Ringelgewand, einer Mischung aus Sträflings- und Gespenster-Outfit. Er machte Bemerkungen über Gerhard Schröder, „euren Kanzler“, bis ihn einer im Publikum aufklärte. Und als Corgan mit großer Geste seinen Respekt für die deutsche Schweinerockband Scorpions bekundete, wusste man nicht, ob das jetzt wirklich ernst gemeint sein sollte. Aber es sollte.

Am Sonnabend kommen die wiedervereinigten Smashing Pumpkins nun ein zweites Mal nach Berlin. Diesmal in die Treptower Arena. Sein Gewand hat Billy Corgan inzwischen gegen eng anliegende Designershirts eingetauscht, sich wieder einen Bart zugelegt. Die Band wird Songs ihres aktuellen Albums „Zeitgeist“ spielen und vor allem die vielen Hits, die sie vor ihrer Auflösung im Jahr 2000 hatte: „1979“, „Tonight Tonight“, „Disarm“, „Today“. Mehr als zwei Stunden wird sie auf der Bühne bleiben. Und die meisten im Publikum werden glücklich sein, weil sie sich für einen Abend in die neunziger Jahre zurückversetzt fühlen.

Da waren die Smashing Pumpkins eine wirklich wichtige US-Rockband. So einflussreich und stilprägend wie sonst nur Nirvana und die Red Hot Chili Peppers. Und auch wenn Billys Corgans Kompositionen von Kritikern gerne in die Nähe des Kitsches gerückt werden: Zeilen wie „The killer in me is the killer in you, my love“ oder „Cool kids never have the time“ hatten Bedeutung für die alternative Rockszene. Daran werden die neuen Songs des inzwischen 40-jährigen Chicagoers nie heranreichen können. Das weiß er auch, sagt er.

Warum sich die Band überhaupt auflöste, ist bis heute nicht restlos geklärt. Möglicherweise hat der diktatorische Führungsstil des Frontmanns eine Rolle gespielt. Unstrittig ist nur, dass Corgan in der Folgezeit ziemlich erfolglos war – erst mit der Band Zwan, dann mit einem Soloalbum. Und ständig wurde er darauf angesprochen, ob die Pumpkins nicht wieder auferstehen könnten; lange blieb der Sänger standhaft, bis er vor zwei Jahren überraschend eine ganzseitige Anzeige in der Chicago Tribune schaltete. Mit einem entscheidenden pathetischen Satz darin: „Ich will meine Band, meine Lieder und meinen Traum zurück.“ Bekommen hat Corgan nicht seine alte Band, sondern ein ziemlich offensichtliches Abziehbild. Außer dem Drummer wollte sich nämlich niemand Corgans Plänen anschließen, Gitarrist James Iha wurde durch einen optisch erstaunlich ähnlichen Musiker ersetzt und Bassistin D’arcy Wretzky natürlich durch eine Frau. Aber für Corgan fühlt es sich gut an, sagt er. Und die Fans kommen in Massen zu den Konzerten. Und es rockt.

Die neuen Songs kommen ohne Streicher aus, dafür sind die Gitarren verzerrt wie nie. Noch etwas hat sich verändert: Billy Corgan hat Gott gefunden. Beziehungsweise: „Gott hat mich gefunden.“ Anecken mag er immer noch. Besonders in Interviews. „Die Leute stellen dumme Fragen, reden über dummes Zeug“, hat er mal gesagt. „Deshalb ist meine erste Reaktion, einfach alles erst einmal dumm zu finden.“

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