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So kann’s gehen: Einfach zurücknerven

Immer wieder sonntagsfragen SieElisabeth Binder.

Der Doppeldecker-Bus war oben leer bis auf einen jungen Mann und mich. Wir sitzen auf den Bänken ganz vorn. Dann steigt eine Frau mit einem Mädchen zu, sagt zu uns, wir sollten Platz machen, sie wollten auch vorn sitzen. Als sie sitzen, redet die Frau ohne Pause auf das Kind ein und erklärt Berlin. Es war nur schwer auszuhalten. Wie hätten Sie reagiert?

Es kommt natürlich immer darauf an, wie man gefragt wird. Eine hinzukommende Frau könnte zum Beispiel sagen: „Bitte entschuldigen Sie, ich würde meiner Nichte aus Thüringen so gern mal Berlin von seiner schönsten Seite zeigen, deshalb würden wir auch gern in der ersten Reihe sitzen. Würde es Ihnen etwas ausmachen zusammenzurücken?“ In dem Fall würde man gerne Platz machen. Sagt sie hingegen: „Machen Sie Platz, wir wollen auch da sitzen“, hat sie die Trotzreaktion schon programmiert. Da kann man schon mal darauf hinweisen, dass es noch so viele leere Plätze gibt. Man muss sich ja nicht verscheuchen lassen, wenn der andere seine guten Gründe nicht mal nennt. An dem Umgang der Frau mit dem Kind können Sie nichts ändern, auch wenn Sie den für noch so nervtötend halten. Sie sind ja nur für die Dauer einer Busfahrt Zeugin dieser vielleicht schwierigen Beziehung. Und schließlich können Sie die Frau schlecht auffordern, ihre Zunge im Zaum zu halten. Wenn man durch Elogen wirklich ernsthaft genervt ist, tut man am besten daran, einfach selber den Platz zu wechseln. Oder Sie nerven zurück. Ertappen Sie die andere Passagierin dabei, dass sie offensichtlichen Unsinn erzählt, dann mischen Sie sich einfach höflich in das Gespräch ein. Vielleicht mit einer Frage: „Heißt der Kudamm wirklich so, weil da früher Kühe drüber getrieben wurden? Ich dachte immer, das hätte was mit den Kurfürsten zu tun.“

Bitte schicken Sie Ihre Fragen mit der Post (Der Tagesspiegel, „Immer wieder sonntags“, 10876 Berlin) oder mailen Sie diese an:

meinefrage@tagesspiegel.de

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