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So kann’s gehen: Einmal gemobbt, immer gemobbt?

Immer wieder sonntagsfragen SieElisabeth Binder.

Vor vielen Jahren habe ich gelitten unter den Mobbing-Attacken einer Kollegin. Die Auswirkungen bekam ich auch noch zu spüren, als sie längst in eine andere Abteilung gewechselt war. Wann immer wir uns trafen, haben wir uns später ignoriert. Nun kommt sie aber zurück, ich werde wieder mit ihr zu tun haben. Bei zufälligen Begegnungen lächelt sie mich schief und unsicher an. Soll ich sie auf die Vergangenheit noch mal ansprechen oder so tun, als ob nichts gewesen wäre?

Sie wissen offenbar noch beide, was vorgefallen ist. Wenn die Kollegin Sie jahrelang nicht gegrüßt hat und nun ein schiefes Lächeln aufsetzt, wenn Sie sich begegnen, ist das wohl ein Zeichen dafür, dass sie genau weiß, was sie Ihnen damals angetan hat. Jetzt steht sie vor der Situation, wieder mit Ihnen klarkommen zu müssen, und die Unsicherheit auf ihrem Gesicht wird nicht nur gespielt sein. Souverän wäre es, wenn sie den ersten Schritt machen würde und zugäbe, dass Sie Ihnen damals Unrecht getan hat. Wenn sie einfach um Verzeihung bitten würde. Dann könnten Sie beide tatsächlich einen Schlussstrich unter die Angelegenheit ziehen. Das würde ja nicht bedeuten, dass Sie plötzlich gute Freundinnen werden müssten. Es hieße nur, dass Sie neutral miteinander umgehen könnten.

Nun scheint ihr der erste Schritt nicht leicht zu fallen, was nicht verwunderlich ist. Wer mobbt, ist in der Regel nicht souverän. Dass Sie keine Lust haben, den ersten Schritt zu tun, kann ich gut verstehen. Aber vielleicht ist die Kollegin über die Jahre ja doch etwas weiser geworden, vielleicht tut ihr das Unrecht, das sie Ihnen angetan hat im Nachhinein sogar leid. Wenn Sie eine Vertraute aus der damaligen Zeit haben, könnten Sie diese bitten, ein Gespräch zu vermitteln, eine gemeinsame Verabredung auf einen Kaffee, bei der die Freundin fragen könnte, warum das Verhältnis damals so schlecht war. Auf jeden Fall sollten Sie sehr wachsam sein. Wenn sich alte Muster wiederholen, sollten Sie sich nicht in die Rolle der Gemobbten drängen lassen, sondern dann mit Hilfe von Vorgesetzten oder Betriebsrat versuchen, die Sache zu klären.

Bitte schicken Sie Ihre Fragen mit der Post (Der Tagesspiegel, „Immer wieder sonntags“, 10876 Berlin) oder mailen Sie diese an:

meinefrage@tagesspiegel.de

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