zum Hauptinhalt

So kann’s gehen: Gegen Rivalin wehren?

Einmal in der Woche fragen Sie Elisabeth Binder, wie man mit komplizierten oder peinlichen Situationen so umgeht, dass es am Ende keine Verstimmungen gibt: So kann's gehen.

Vor einiger Zeit kam eine sehr temperamentvolle Frau in unseren Kegelclub, die leicht in Wallung gerät und auf burschikose und laute Weise ihrer Freude und vor allem auch ihrem Unmut Ausdruck verleiht. Ich habe ihr gesagt, dass ich das nicht angemessen finde. Seitdem schneidet sie mich, und andere haben sich auf ihre Seite geschlagen. Wie komme ich da wieder raus?

Mir fällt in solchen Situationen oft ein Satz von Konrad Adenauer ein, der so oder so ähnlich geht: „Sie müssen die Menschen nehmen, wie sie sind, es gibt keine anderen.“ Trotzdem ist, besonders auch in engeren Beziehungen, die Fehlannahme verbreitet, man könne Menschen grundsätzlich ändern. In der Regel klappt das leider überhaupt nicht. Im Gegenteil, pädagogische Experimente rufen normalerweise Trotzreaktionen hervor. Dass Sie das Gespräch gesucht haben, um ihr zu sagen, wie sehr sie nervt, ist grundsätzlich richtig. Statt sich etwas zurückzunehmen, hat sie offensichtlich ganz die falschen Schlüsse gezogen und sich Verbündete gesucht. Leider sind laute und burschikose Menschen in der Regel nicht besonders feinfühlig und auch nicht zimperlich im Umgang mit anderen Menschen.

Tagesspiegel-Kolumnistin Dr. Elisabeth Binder.
Tagesspiegel-Kolumnistin Dr. Elisabeth Binder.

© Tsp

Es nützt aber nichts, jetzt beleidigt zu sein oder sich nach den ruhigen alten Zeiten zurückzusehnen. Das würde Sie nur weiter isolieren, und den Triumph möchten Sie der Neuen doch sicher nicht gönnen. Zu den alten Freunden sollten Sie gleichbleibend freundlich sein und auch mal gemeinsame Erinnerungen an schöne Erlebnisse hervorholen, um das Gemeinschaftsgefühl wiederherzustellen. Und wenn die Neue mal wieder lauthals ihrem Unmut freien Lauf lässt, sollten Sie sich nicht genervt zurückziehen, sondern sie mit freundlichen, aber deutlichen Worten in die Schranken weisen. Ironie ist durchaus erlaubt, Sie dürfen sich nur von der Stimme nicht kleinmachen lassen, sondern müssen Selbstbewusstsein zur Schau tragen. Das kann man im engsten Freundeskreis auch mal trainieren. Dann merkt die Nervensäge vielleicht doch irgendwann, dass Ihr Wort Gewicht hat, und es sich lohnen könnte, auf Sie zu hören.

Bitte schicken Sie Ihre Fragen mit der Post (Der Tagesspiegel, „Immer wieder sonntags“, 10876 Berlin) oder mailen Sie diese an:

meinefrage@tagesspiegel.de

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false