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So kann’s gehen: Per E-Mail kondolieren?

Immer wieder sonntagsfragen SieElisabeth Binder

Der Leiter unseres Chors hat Angehörige, Freunde, Mitarbeiter etc. per Mail darüber informiert, dass sein Vater gestorben ist. Er schildert kurz den Leidensweg, den Umgang der Familie mit dem Todesfall, um dann Ort und Zeit der Trauerfeier bekannt zu geben. Sind da nicht die Grenzen des Mail-Verkehrs überschritten?

Sicher wäre es in einem solchen Fall korrekt, per Post eine gedruckte Anzeige zu verschicken. Andererseits hat das Internet viele alte Gepflogenheiten revolutioniert. Man wird sich wohl darauf einstellen müssen, auch Todesbotschaften künftig mehr und mehr auf diesem Wege zu empfangen. Es ist schneller, einfacher und natürlich gratis. Außerdem gefällt mir der Gedanke, dass anders als in konventionellen Trauerbriefen auch Informationen über die letzten Wochen des Verstorbenen gegeben werden. Trotzdem würde ich immer empfehlen, für eine solche Nachricht den Postweg zu wählen. Mails sind Massenware. Man kann einem Toten auch Ehre erweisen, indem man Porto bezahlt und eine gerade in diesen Zeiten sehr persönliche und auffallende Art der Benachrichtigung wählt, nämlich den Trauerbrief.

Wenn die Alternative darin besteht, gar nicht zu schreiben oder per Mail, ist eine Mail aber in jedem Fall besser. Das gilt übrigens auch für die Reaktion auf eine Trauernachricht. Feedback ist das Mindeste, was man einem Menschen geben kann, der einen Verlust in seinem Leben erlitten hat. Bevor man ganz darauf verzichtet, weil man keinen Briefumschlag findet oder es schwierig ist, an eine Briefmarke heranzukommen, sollte man lieber doch eine Mail schicken, Hauptsache irgendwas. Ansonsten gilt zwar auch hier die Regel, dass ein handgeschriebener Brief oder eine solche Karte korrekt sind. Aber das würde ich nicht so eng sehen. Wenn man viele Erinnerungen an den Verstorbenen zu Papier bringen kann, aber die Zeit fehlt, das alles mit der Hand aufzuschreiben, ist zur Not auch ein Ausdruck erlaubt, wobei man Anfang und Schluss dann mit der Hand schreiben sollte, um eine persönliche Optik hineinzubringen.

Bitte schicken Sie Ihre Fragen mit der Post (Der Tagesspiegel, „Immer wieder sonntags“, 10876 Berlin) oder mailen Sie diese an: meinefrage@tagesspiegel.de

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