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Wie soll mit Familienangehörigen umgegangen werden, die nicht mehr an Familienfesten teilnehmen können?

© zerocreatives/Westend61/dpa-tmm

So kann’s gehen: Wenn Oma nicht mehr feiern kann

Immer wieder sonntags fragen Sie unsere Kolumnistin Elisabeth Binder. Diesmal: Wie mit der Großmutter umgehen, die nicht mehr an Familienfesten teilnehmen kann?

Meine Großmutter musste vor einiger Zeit in ein Pflegeheim ziehen. Nachdem sie geistig und körperlich immer weiter abgebaut hat, war es meinem Großvater einfach nicht mehr möglich, sich allein um sie zu kümmern. Trotzdem lässt er sie, soweit es irgend geht, auch weiterhin an seinem Leben teilhaben. Wie fragen uns nun, wie wir bei Familienfesten verfahren sollen. Es ist ja klar, dass die Großmutter nicht mehr mitkommen kann. Sollen wir sie dennoch weiterhin zusammen mit dem Großvater einladen? Wir wollen sie nicht kränken oder ausschließen, andererseits wissen ja alle, dass sie nicht kann, und wir fürchten, das durch eine überflüssige Einladung noch hervorzuheben. Marion, problembewusst

Bei Einladungen hilft es, ehrlich zu sein

Wenn die Einladung mündlich erfolgt, wird der Großvater ja ohnehin der Ansprechpartner sein. Dann macht es auch nichts, auf das Dilemma hinzuweisen, das ihm schließlich wohlbekannt ist. Tun Sie das aber bitte nicht, wenn Sie heimlich fürchten, die Großmutter könne tatsächlich mitkommen und den Ablauf des Festes durch ihren Zustand überschatten. Auch bei Einladungen hilft es, ehrlich zu sein.

Was Sie in einem Zweiergespräch mit dem Großvater ansprechen könnten, wäre die Frage, ob es für ihn nicht sehr viel vergnüglicher und in jedem Fall weniger stressig wäre, allein zu kommen, weil er sich ansonsten ja um die kranke Großmutter kümmern müsste und die Zeit vielleicht lieber nützen würde, sich mit den Enkeln zu unterhalten. Gerade Angehörige von Pflegebedürftigen brauchen immer mal wieder Ablenkung und schöne Erlebnisse. Und diese Funktion kann ein Familienfest ja erfüllen.

Ein paar Familienmitglieder könnten der Großmutter vorher einen Besuch abstatten

Haben Sie den Eindruck, dass trotz ihres Zustandes auch die Oma aufleben würde, wenn sie dabei ist, und das auch vom Großvater bestätigt wird, dann bleiben Sie dabei, sie einzuladen. Allerdings könnte ich mir vorstellen, dass die Großmutter selber vielleicht nicht die Kraft und womöglich auch nicht die Lust aufbringt, wie früher im Familienkreis zu feiern. Dann finden Sie am besten einen Kompromiss. Vielleicht findet sich eine kleine Abordnung von Familienmitgliedern verschiedener Generationen, die vor oder nach dem Fest Kuchen und Bilder im Pflegeheim vorbeibringt und der Großmutter so indirekt eine für sie bequeme Teilhabe ermöglicht. So spürt sie, dass sie auch weiterhin geschätzt und vermisst wird.

Bitte schicken Sie Ihre Fragen mit der Post (Der Tagesspiegel, „Immer wieder sonntags“, 10876 Berlin) oder mailen Sie diese an: meinefrage@tagesspiegel.de

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