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Berlin: So wirken Medikamente für hyperaktive Kinder

Beispiel: Concerta, laut Marktforscher IMS meistverkauftes Präparat seiner Art. Früher sprach man einfach von Zappelphilippen.

Beispiel: Concerta, laut Marktforscher IMS meistverkauftes Präparat seiner Art.

Früher sprach man einfach von Zappelphilippen. Heute geht die Medizin davon aus, dass Kinder, die sich nicht konzentrieren können, die oft verhaltensauffällig sind und außerhalb der Gruppe stehen, am Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom (ADS) leiden, das meist mit Hyperaktivität (ADHS) einhergeht. Keine seelische Störung wird bei Kindern derzeit häufiger diagnostiziert. Zur Behandlung setzen Ärzte auf Verhaltenstherapie, vor allem aber auf Medikamente wie Concerta – Kritiker meinen jedoch, sie würden viel zu oft zu schnell verschrieben. In Concerta ist Methylphenidat enthalten. Schon in den 60er Jahren hat es sich unter dem Markennamen „Ritalin“ in Amerika als Medikament für verhaltensauffällige Kinder etabliert. Einen Boom erlebt es seit den 90ern.

Eine Concerta-Tablette besteht aus drei Schichten. Der äußere Ring enthält einen Teil des Wirkstoffs, er wird sofort abgebaut, nachdem die Tablette im Magen angelangt ist. Ganz im Innern von Concerta steckt ein so genanntes Quellkompartiment. Dort ist Methylphenidat komprimiert, umgeben von der zweiten Schicht, einer halb durchlässigen Membran. Durch diesen löchrigen Mantel strömt Wasser in die Tablette. Das Konzentrationsgefälle zwischen Innen- und Außenseite der Membran sorgt dafür, dass Methylphenidat kontinuierlich über Stunden abgegeben wird.

Ist das Methylphenidat einmal freigesetzt, wird es über die Darmschleimhaut ins Blut transportiert und wandert bis in das Gehirn. Dort setzt es an den Verbindungsstellen zwischen Nervenzellen an. Die Zellen übermitteln Signale chemisch, durch Botenstoffe wie Dopamin: Zelle A schickt Dopamin zu Zelle B. Danach sammelt A das Dopamin wieder ein: saugt es mit Hilfe einer „Pumpe“ auf, um es erneut zu verwenden. Bei ADHS-Kindern treten – so die Theorie – die Dopamin-Pumpen in bestimmten Hirnregionen zu häufig auf, was die Kommunikation zwischen den Zellen stört. Methylphenidat kann die Pumpe blockieren. Es passt auf die Eingänge der Dopamin-Fänger und verschließt die Öffnung, durch die sonst Dopamin gesaugt würde. Mehr Dopamin bedeutet verbesserte Signalübertragung zwischen den Zellen – und damit mehr Konzentration und Ruhe.

Concerta (36 mg, 30 Tabletten) kostet 85,13 Euro. Ritalin (10 mg, 50 Tabletten) gibt es für 26,36 Euro. Beide Präparate werden als Betäubungsmittel eingestuft. Es gibt sie nur auf Rezept.

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