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Berlin: Soll der Flughafen für Geschäftsflieger geöffnet bleiben?

ProFlughäfen mögen noch immer von Architekten entworfen werden – in Zeiten der internationalen Riesenairports wirken sie auf Reisende ähnlich bis zur Austauschbarkeit. Kein Wunder, dass ein Grund für das Interesse amerikanischer Investoren am Tempelhofer Flughafen im fast mythischen Namen der Anlage zu finden ist.

Pro

Flughäfen mögen noch immer von Architekten entworfen werden – in Zeiten der internationalen Riesenairports wirken sie auf Reisende ähnlich bis zur Austauschbarkeit. Kein Wunder, dass ein Grund für das Interesse amerikanischer Investoren am Tempelhofer Flughafen im fast mythischen Namen der Anlage zu finden ist. Wichtiger aber ist, dass für alle, die dort starten und landen, Geschäfts- und Gesprächspartner auf kurzen Wegen zu erreichen sind. Leute, für die Zeit Geld ist, rechnen etwas anders als diejenigen, die auch im Intercity-Express am Laptop ihre Arbeit machen. Und Leute, deren Zeit für andere sehr teuer ist, richten sich ungern nach Fahrplänen und sind auch nicht bereit, lange Taxifahrten zu denen zu machen, mit denen sie etwas zu besprechen haben. Man mag das für unsympathische Mangermacken halten – sie ändern nichts an dem einen großen Argument für die Offenhaltung des Tempelhofer Fluhafens zumindest für die sogenannten Geschäftsflieger mit ihren Learjets. Sollte wirklich etwas werden aus dem Klinikprojekt im Tempelhofer Flughafen, wird eine betriebsbereite Landebahn ein großer Vorteil sein. Die wenigsten Patienten werden mit dem Flugzeug kommen, aber die, die wollen, sollten es auch können. Gäbe es überzeugende Pläne, um den gigantischen Altbau ohne Start- und Landemöglichkeiten zu nutzen, würde die Ära „Flughafen Tempelhof“ wohl enden. Noch aber ist die Möglichkeit, mitten in Berlin abzufliegen und anzukommen, die große Chance für die Stadt, die Immobilie loszuwerden.

Contra

Warum ist es in Berlin nicht möglich, eine Entscheidung einmal durchzuhalten? Nach jahrelanger Diskussion hatten wir uns auf die Schließung von Tempelhof geeinigt. Viel hängt von ihr ab, unter anderem der Neubau von BBI in Schönefeld. Nun wird der Name eines angeblichen Investors in die Welt geblasen – und wieder wird diskutiert. Eine Nebelkerze: Angeblich soll ein Krankenhaus gebaut werden, der geheimnisvolle US-Investor hat angeblich das Geld, um Europas größtes Gebäude zu kaufen – aber keine 1,5 Millionen Euro, die für den Flugbetrieb im Jahr nötig sind. Da soll die Allgemeinheit einspringen. Und warum braucht dieses Krankenhaus einen Miniflughafen? Die erhofften reichen Scheichs würden mit einer großen Maschine einfliegen – nach Schönefeld. Was soll überhaupt eine Klinik mit 49 Gebäuden und 9000 Räumen? Tempelhof ist nach dem Pentagon das größte Gebäude der Welt. So viele kranke Scheichs gibt es nicht. Zudem würde die selten genutzte Landebahn die Umwandlung des Areals in einen Park blockieren – von dem hunderttausende Berliner was hätten.

Die Klinikidee ist ein Traum, er wird schnell platzen. Ebenso wie das Gerücht, dass die Flugbereitschaft der Bundeswehr nach Tempelhof ziehen will. Wenn sich der Rauch dieser Nebelkerzen verzogen hat, wird man sich vielleicht des Unglücks von 2001 erinnern, als ein Privatflieger in ein Neuköllner Wohnhaus krachte. Ein Flughafen mitten in der Stadt ist gefährlich und unnötig. Tempelhof wird 2007 geschlossen, so ist es beschlossen. Jörn Hasselmann

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