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Berlin: Soll der Zoo zwei Euro Knut-Zuschlag erheben?

Pro Knut geht’s gut und uns auch, da wir keine anderen Sorgen haben, als möglichst nahe an ihn heranzukommen. Nein, ich will keinem die Freude verderben – auch weil Knut endlich ist.

Von Sandra Dassler

Pro

Knut geht’s gut und uns auch, da wir keine anderen Sorgen haben, als möglichst nahe an ihn heranzukommen. Nein, ich will keinem die Freude verderben – auch weil Knut endlich ist. Nur noch ein paar Monate, dann werden nicht mehr wir ihn knuffig finden, sondern er uns. Deshalb lasset die Kindlein zu ihm kommen, und nicht nur die Kindlein, sondern auch Stars und Sternchen und Millionäre. Nur zahlen sollten – bis auf die Kindlein – alle einen Extrabonus. Nicht, weil der Zoo höhere Ausgaben hat, um mehr Sicherheitskräfte einzusetzen. Die sind notwendig, damit keiner Knut klaut. Oder gar tötet. So etwas würde die Nation bei der gegenwärtigen Massenhysterie ins kollektive Trauma schicken.

Bei Knuts namenlosen Brüdern und Schwestern plagen uns hingegen keine Skrupel. Wir töten sie tagtäglich mit unseren Sprays, unseren Autos, unserer Lebensweise. Knuts Artgenossen in der Arktis schmilzt der Lebensraum unter den Hintern weg. Weil das Eis durch die Erderwärmung früher taut, werden immer häufiger Eisbären auf den Inseln, wo sie ihre Jungen zur Welt bringen, vom restlichen Eis abgeschnitten. Nicht einmal die Hälfte der Jungtiere – alles süße, kleine Knuts – überlebt die länger werdende eisfreie Zeit, in der es auch schwer ist, Nahrung zu finden. Und deshalb: Lasst die Knut-Pilger zahlen. Und steckt das Geld in den Klimaschutz. Dann hätte die Knutomanie doch noch etwas Gutes.

Contra

Was für eine absurde Idee! Da macht der Zoo das, was seine ureigenste Aufgabe ist – nämlich Tiere präsentieren. Und nur, weil ein kleiner Eisbär von der Öffentlichkeit gehypt und vom Publikum geliebt wird, soll der Zoologische Garten jetzt mehr Eintritt verlangen? Noch nie hat der Zoo auch ohne Zuschlag so viel Umsatz gemacht, noch nie konnte das Haus so viele Einnahmen Tierschutzprojekten zugute kommen lassen. Wenn selbst Zoo-Kurator Heiner Klös nichts davon hält, die Tickets zu verteuern – wer um alles in der Welt sollte überhaupt dafür sein? Elf Euro zahlt ein Erwachsener derzeit, das ist für einen Berliner in der gebeutelten Hauptstadt im Verhältnis genauso viel Geld wie für einen Hannoveraner, der fast 19 Euro Eintritt für den Zoo zahlt. Wer mit der ganzen Familie zur Knut-Show geht, Eis und Snacks konsumiert, ist ganz schnell 50 Euro los. Das Geld muss man erst mal haben. Wegen der Knut-Mania stehen die Leute stundenlang in gleich zwei Schlangen, manche haben sogar Pech und bekommen den Bonsai-Bären noch nicht mal zu Gesicht. Für diesen Aufwand, diesen Stress müsste einem eher Geld erlassen werden. Wenn der Zoo einen Knut-Aufschlag verlangte, würde er sich nur Ärger einfangen, weil die, die das weiße Wunder wegen des Ansturms nicht erlebten, womöglich den Zoo verklagen. Ganz klar: Mit Knut-Tribut würde sich der Zoo einen Bärendienst erweisen. Annette Kögel

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