zum Hauptinhalt

Berlin: Sollen Zigaretten-Automaten abgeschafft werden?

PRONichtraucherschutz in Deutschland ist immer nur eine halbe Sache. Denken wir doch an das Hickhack um Rauchverbote in Gaststätten.

PRO

Nichtraucherschutz in Deutschland ist immer nur eine halbe Sache. Denken wir doch an das Hickhack um Rauchverbote in Gaststätten. Eine eindeutige Regelung ist mit hiesigen Politikern nicht zu machen; die knicken ganz schnell vor der Tabak-Lobby ein. Genau das Gleiche gilt jetzt für die Nikotin-Beschaffung an den Automaten. Aus Gründen des Jugendschutzes soll seit Anfang des Jahres dort nur kaufen können, wer sich per Geldkarte als älter als 16 Jahre ausweisen kann. Das ist ja ganz nett gedacht, aber wieder einmal nicht ansatzweise ausreichend und erneut nur ein fauler Kompromiss. Denn wenn man es wirklich ernst mit dem Gesundheitsschutz meint, dann kann es eigentlich nur eins geben: Die Automaten gehören abgeschafft. Kindern und Jugendlichen zu erschweren, sich Zigaretten zu beschaffen, ist nur ein kleiner Bestandteil in einer Strategie gegen das Rauchen. Viel wichtiger ist es nämlich, das gesellschaftliche Bewusstsein zu ändern. Dazu gehört auch die Erkenntnis, dass Dinge, die gesundheitsgefährdend sind, nicht ständig rund um die Uhr verfügbar sein müssen. Aber wenn in diesem Land an jeder Straßenecke, in jeder Kneipe, in den meisten Bahnhöfen Automaten stehen – rund 500 000 sind es insgesamt in Deutschland –, dann zählen die Zigaretten zu den Dingen, die man am leichtesten auch außerhalb der Geschäftszeiten erwerben kann. Das ist doch geradezu paradox und vor allem Kindern und Jugendlichen nicht zu vermitteln.

CONTRA

Ja doch, Nichtraucher müssen besser geschützt werden. Und ja: Rauchen ist furchtbar ungesund, gar tödlich. Aber klar doch: 13-Jährige sollen von ihrem Taschengeld was Schöneres kaufen als so eine kleine Pappschachtel, in der 17 Zigaretten stecken. Keine Frage. Aber Zigarettenautomaten komplett abschaffen? Das ist amüsant-naiv. Und ein bisschen sehr bequem. Mit der neuen Sperrvorrichtung, dem Chipkarten-System, können Jugendliche unter 16 Jahren keine Zigarettenautomaten bedienen. Das ist gut. (Allerdings, äh, eine kleine Frage sei gestattet: Wie viele 13-Jährige sieht man eigentlich an diesen Dingern in Kneipen hantieren?) Und überhaupt: Wenn diese Automaten weg sind, dann – na und. Dann kaufen Raucher eben Zigaretten im Supermarkt, an der Tankstelle. Nicht zu vergessen: Haben nicht längst viele Cafés und Kneipen einzelne Zigarettenpäckchen hinterm Tresen, weil der Automat ständig kaputt ist? Aber gut, wenn man dabei ist: Entfernen wir auch Süßigkeitenautomaten! Süßigkeiten sind teuer, machen schlechte Zähne, dicke Kinder. Und in Kaugummis latscht man eh viel zu oft. Wie, das ist kein Vergleich? Nein. Ist es auch nicht. Allerdings sind Automaten auch nicht das Problem. Seit 1979 war die Zahl jugendlicher Nichtraucher nicht so gering wie heute. Das liegt nicht an Automaten. Das liegt an Eltern, die nicht bequem sind. Das sind nämlich Eltern, die Erziehung keinem Automaten überlassen. André Görke

Zur Startseite