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Berlin: Solo in Mitte

Die Trommelshow „Stomp“ sucht Nachwuchs Das erste deutsche Casting findet in Berlin statt

„Stomp“, die Trommelshow aus England, spielt im Admiralspalast. Und dorthin hat sie auch zum ersten öffentlichen Casting in Deutschland geladen. Gesucht: Menschen mit „Passion“ und „Fire“. Voraussetzungen: keine. Vor vier Wochen war Wien dran. Und jetzt – sucht Berlin den Super-Stomper?

„Wir wollen keine Profis, sondern Leute mit Charisma“, sagt William Hickling, künstlerischer Leiter der Europatour und selbst seit sieben Jahren in der Show dabei. Bei den Castings in London und New York seien in den letzten Jahren fast immer die gleichen Leute gekommen. Jetzt wollen sie sich mal hier umgucken. Genommen werden so viele, wie am Ende gefallen. „Hey, Berlin hat Potenzial“, glaubt William.

Zunächst ist das Berliner Potenzial überschaubar. Es besteht aus vierzig Leuten zwischen zwanzig und dreißig Jahren, die dem Casting-Aufruf gefolgt sind. Jetzt stehen sie im Foyer des Admiralspalastes in Armee- und Trainingshosen, dicken Anoraks und Stiefeln. Lebenslauf und bequeme Kleidung solle man mitbringen, stand in dem Aufruf. Mehr nicht. „Stomp“ ist offen für alle, so das offizielle Motto. Tatsächlich haben die meisten hier einen künstlerischen Hintergrund. Die Gruppe teilt sich in zwei Typen: Tänzer und Musiker.

„Unglaublich, wie die aus allem einen Rhythmus machen“, sagt Hannes, 29. Er ist Schlagzeuger, eine Freundin hat ihm von dem Casting erzählt. Jetzt guckt er etwas nervös in der Gegend herum. „Da mitzumachen, wäre der Wahnsinn!“ Das findet auch Sarah, 23, und wippt in den Knien. „Die gehen so ab“, meint sie. Eine halbe Stunde später tut sie das auch. Die Bewerber stehen im Halbkreis auf der Bühne. Hinter ihnen die Wellblechkulisse von „Stomp“, vor ihnen zwei Profi-Stomper. Auf den Boden zu stampfen und zu klatschen, hört sich einfacher an, als es ist. Die Konzentration ist ihnen ins Gesicht geschrieben. Und wenn es zum Solo in die Mitte des Kreises geht, kommt die Verlegenheit dazu. „Yeah, that’s right“, feuert William aus dem Zuschauerraum an.

Die Anstrengung könnte sich lohnen. Wer heute passionmäßig auffällt, könnte morgen in der Endausscheidung dabei sein. Und nächstes Jahr schon mit „Stomp“ durch die Welt touren. Gagen wollen sie hier nicht nennen. Nur so viel: Man könne gut davon leben, auch noch fünf Jahre danach. „Stomp hat mein Leben geändert“, sagt William. Das Pathos passt zur Inszenierung. Wer weiß, vielleicht werden ja bald ein paar Berliner das Gleiche sagen.

„Stomp“ ist noch bis zum 19. November im Admiralspalast zu sehen.

Johanna Lühr

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