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Berlin: Sommer auf der Zielgeraden

Der Herbst beginnt sonnig, und Berlin bleibt voll: 48000 starten beim Marathon, Tausende zieht es zur Kunst, Strandbad länger offen

Der Berliner Sommer geht in die Verlängerung. Dem Kalender nach hat am Freitag der Herbst begonnen – doch passend zum Marathon-Wochenende zeigt sich die Stadt von ihrer Sonnenseite. Bis zur nächsten Arbeitswoche soll es mit Temperaturen von mehr als 20 Grad weitergehen, hieß es gestern beim privaten Wetterdienst Meteomedia. Allerdings wird auch die eine oder andere Wolke aufziehen. Macht nichts, meinen die Bäderbetriebe – und lassen das Strandbad Wannsee noch eine Woche länger auf bis zum 1.Oktober, dem Wochenende von „Wannsee in Flammen“. In Hoch-Stimmung ist auch die Tourismusbranche, denn Berlin hat allerlei kulturelle Höhepunkte zu bieten: Jörg Immendorff und bald Picasso in der Neuen, noch eine lang Woche Goya in der Alten Nationalgalerie.

Kein Wunder, dass die 81800 Betten gut gebucht sind. „Wegen des schönen Wetters legen viele Touristen spontan ein Berlin-Wochenende ein“, sagt Natascha Kompatzki von der Berlin Tourismus Marketing. Damit wird die Stadt wohl nach diesem Sommer den Besucherrekord des Jahres 2004 mit mehr als 5,9 Millionen Gästen einstellen. In zentraler Lage sind günstige Zimmer nicht mehr zu bekommen. Die Berlin-Vermarkter freuen sich darüber, dass der Marathon mit mehr als 48000 Läufern, Skatern, Rennrollstuhlfahrer und Walkern aus erstmals über 100 Ländern so international ist wie nie – so lernen auch Sportler und Fans aus den entlegensten Ecken der Welt die Hauptstadt kennen. Los geht es heute um 16 Uhr mit dem größten Inline-Marathon der Welt – bei dem zwei Skater den Weltrekord im Rückwärtsfahren brechen wollen.

Aber blicken wir nach vorn. Wenn alle Bananenschalen von der Strecke geräumt und die Anfeuerungsrufe verhallt sind, begeistert die Stadt auf andere Weise. Bis nachts um eins stehen die Besucher jetzt schon vor der Goya-Schau in der Alten Nationalgalerie Schlange – die Öffnungszeiten fürs nächste Final-Wochenende wurden noch einmal ausgedehnt: Freitag, Sonnabend, Sonntag von acht Uhr früh bis drei Uhr nachts, und am Montag, 3.Oktober, noch mal von acht bis Mitternacht. Seit gestern drängen sich die Leute vor der Ausstellung des Beuys-Schülers Jörg Immendorff „Male Lago“ in der Neuen Nationalgalerie. Und spätestens am 30.September werden sicher MoMA-Erinnerungen wach – dann stehen die Besucher zudem nach Picasso-Karten an: Zu sehen ist dann auch „Pablo. Der private Picasso“.

Drinnen Kunstgenuss und auch draußen Farbenfreuden. „Sonnige Tage und kalte Nächte so wie jetzt sind die beste Voraussetzung für einen Indian Summer“, sagt Brigitte Zimmer vom Botanischen Garten. Gestern haben dort übrigens gleich sechs Paare im Mittelmeerhaus geheiratet. Und sich anschließend zu den „Liebespflanzen“ des Gartens führen lassen: Rose und Myrte, Rosmarin und Granatapfel, Vanille und Kardamon – so duftet eine Sommerhochzeit.

Annette Kögel

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