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Berlin: Sonderkolonnen gegen die Miniermotte

Senat und BSR arbeiten an Aktionsplan für den Kastanien-Schutz

Von Sebastian Lechner

Gegen die Miniermotte, die flächendeckend den Kastanienbestand geschädigt hat, soll nun offenbar massiv vorgegangen werden. „Es geht erst mal nur um Schadensbegrenzung“, hieß es am Mittwoch in der Senatsverswaltung für Umwelt, die frühestens in vier Jahren ein wirksames Gegenmittel erwartet. Bei der Behörde (die mit EU–Geldern zur Bekämpfung der Motte rechnet) und den Stadtreinigungsbetrieben (BSR) arbeitet man zur Zeit fieberhaft an einem Aktionsplan für die „heiße Phase“ des Laubfalls ab Ende Oktober. Mit einem Aufruf will man die Bewohner dazu bewegen, sich am Laubsammeln, nicht nur im eigenen Garten, zu beteiligen, um die gefährlichen Larven der Miniermotte zu beseitigen. Während die BSR in den Straßen Sonderkolonnen einsetzen wird, sollen besonders die Grünflächen von engagierten Anwohnern mitbetreut werden. Plakate, Faltblätter und ein Info-Telefon sollen die Aktion vorbereiten und begleiten.

Was aber letztlich umgesetzt werde, stehe noch nicht endgültig fest, sagte Petra Rohland von der Umweltverwaltung. Die Zeit für die Bekanntgabe des Aktionsplans drängt jedoch - nur noch knapp zwei Wochen bleiben, bis der natürliche Laubfall einsetzt.

„Viele Bürger beobachten das vorzeitige Welken der Kastanienblätter, bieten freiwillige Hilfe an - und die brauchen wir auch“, so Petra Rohland. Bei den Stadtreinigungsbetrieben sieht man das ähnlich. Dort plane man, die konzertierte Aktion des Senats unter anderem mit Gerät, Laubsaugern und dem Verleih von Kehrichtsäcken zu unterstützen, so BSR-Sprecher Bernd Müller. Zur Zeit könne das fallende Laub noch im Rahmen der Routineaufgaben der Stadtreinigung bewältigt werden, anders werde es aber ab Ende Oktober aussehen, wenn ein Großteil des Laubes auf den Straßen lande, „dann können wir jede helfende Hand gebrauchen“. Besonders das letzte Laub der Kastanien muss flächendeckend eingesammelt und aufwendig kompostiert werden, um das Überleben der Larven und damit einen erneuten Befall der Bäume im kommenden Jahr zu verhindern, so Experten. Erfahrungen in München und Wien, wo die Miniermotte schon länger auftritt, haben gezeigt das ihre Verbreitung nur auf diese Art wirksam reduziert werden kann, solange kein wirksames und gleichzeitig unbedenkliches Insektizid verfügbar ist. Auch deshalb rät man den Gartenbesitzern von einer selbstständigen Kompostierung ab.

Bei Bedarf können die Bezirke für die Laubbeseitigung auch Sozialhilfeempfänger heranziehen. Umweltsenator Peter Strieder hatte bereits Ende September angekündigt etwa 600 bis 800 Leute dafür zusätzlich einsetzen zu wollen. Nach Bundessozialhilfegesetz besteht die Möglichkeit, arbeitsfähige und gesunde Leistungsempfänger zu verpflichten, monatlich bis zu 60 Stunden gemeinnützige und soziale Arbeit zu leisten.

„Die Menschen machen es in aller Regel gern, da es eine erkennbar sinnvolle Arbeit im Interesse aller ist“, erklärte Roswitha Steinbrenner von der Senatsverwaltung für Soziales. Solche Einsätze aus sozialen oder ökologischen Gründen seien durchaus üblich und erfolgreich, etwa zur Pflege von Parkanlagen. Das Grünflächenamt Steglitz-Zehlendorf hat für die Beseitigung des Kastanienlaubs schon 20 zusätzliche Kräfte angefordert. Allerdings ist man nicht bei allen Grünflächenämtern von der Effektivität der Maßnahmen überzeugt. „Wenn wir überhaupt 50 Prozent aller Mottenlarven vernichten könnten, dann würde die andere Hälfte völlig ausreichen, um den Baumbestand großflächig zu befallen. Es ist ein aussichtsloser Kampf, da wir gar nicht überall an das Laub herankommen“, so ein Amtsleiter. Um so wichtiger sei es daher, dass sich auch viele Bürger an den Sammelaktionen beteiligten. Gelinge es nicht, die Insekten zu stoppen, könnte der Berliner Kastanienbestand in wenigen Jahren stark dezimiert werden.

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