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Berlin: Sonnabend ist Jesus-Tag: 50 000 Christen verschiedener Konfessionen gehen in Mitte auf die Straße

Offenbar ist Logistik eine Männer-Domäne - nur eine Frau sitzt im 10-köpfigen Team um Bernd Wenzel. Der 34-jährige Wirtschaftsingenieur leitet die organisatorische Vorbereitung zum Jesus-Tag, zu dem am Sonnabend 50 000 Christen aus ganz Deutschland erwartet werden.

Offenbar ist Logistik eine Männer-Domäne - nur eine Frau sitzt im 10-köpfigen Team um Bernd Wenzel. Der 34-jährige Wirtschaftsingenieur leitet die organisatorische Vorbereitung zum Jesus-Tag, zu dem am Sonnabend 50 000 Christen aus ganz Deutschland erwartet werden. Auf Wenzels Organisationsplänen sind Funktionen wie Personalchef, Verkehrsminister und Finanzminister ausgewiesen. Seine Minister haben dafür zu sorgen, dass gearbeitet wird. Absprachen mit Polizei und Ämtern über die Jesus-Marsch-Route waren zu treffen, Genehmigungen einzuholen, Firmen für Bühnenaufbau und Catering zu beauftragen. Musiker, Tänzer, Schauspieler mussten engagiert, ein Kinderprogramm zusammengestellt, Infostände und Toilettenhäuschen besorgt und die Müllbeseitigung organisiert werden.

Seit Monaten arbeitet das Wenzel-Team für diesen einen Tag. Die Helfer sind fast ausschließlich Ehrenamtliche - engagierte Christen aus den unterschiedlichsten Gemeinden in Berlin und anderen Städten Deutschlands. Es ist das erste Mal, dass bei einer christlichen Großveranstaltung alle Konfessionen, von Katholiken bis Pfingstgemeindlern, an einem Strang ziehen.

Auch das Team um Bernd Wenzel spiegelt das Spektrum: "Wir haben es geschafft, nicht die theologischen Unterschiede in den Mittelpunkt zu stellen, sondern die gemeinsame Basis. Und die ist Jesus Christus". Der Glaube sei es, der motiviere und echte Gemeinschaft möglich mache bei dieser christlichen Love Parade mit dem anschließenden Stadtfest rund um Dom, Alexanderplatz und das Rote Rathaus.

Allein für die Betreuung einiger Hundert Busse, die erwartet werden, sind mehr als 40 Mitarbeiter im Einsatz, um Parkplätze zuzuweisen, die Busreisenden zu empfangen und mit Informationen zu versorgen. "Das machen alles Ehrenamtliche, ohne diese Hundertschaften von Ehrenamtlichen wär der ganze Tag nicht möglich", sagt Reinhard Kubbutat, Verkehrsminister im Team von Bernd Wenzel. Das Team arbeitet unentgeltlich, "nur Bernd nicht, den leisten wir uns", sagt Helmut Kautz, Chef der freiwilligen Helfer.

Aber auch Bernd Wenzel sagt, ihn motiviere nicht das Geld, sondern die Überzeugung, dass Christen hin und wieder zusammenkommen sollten, um ihre Verantwortung in diesem Land zu bekunden. Er zitiert Gustav Heinemann: "Die Herren dieser Welt gehen, mein Herr kommt".

Alle Ausgaben, die beim Jesus-Tag anfallen, müssen über Spenden finanziert werden. Das sind einige hunderttausend Mark, zum Beispiel für die Technik der fünf Bühnen, aber auch das Honorar für Wenzel. Falls das Geld nicht zusammenkommt, springen private Darlehensgeber ein.

Am Veranstaltungstag werden Kollektensammler unterwegs sein. "Wir haben 500 Kollektenbeutel vom Kirchentag bekommen", sagt das Ehepaar Bruske. Beide waren als Verwaltungsbeamte tätig und haben jetzt, da sie pensioniert sind, Zeit, sich "voll einzubringen, wo unser Herz brennt, für die Sache Jesu". Dass jemand mit dem Kollektebeutel abhaut, ist eher unwahrscheinlich. Aber an dem Problem, dass sich möglicherweise schwarze Schafe als Kollektensammler unter die Menge mischen könnten, wird noch gearbeitet.

In der Runde geht es inzwischen zu wie bei einem Männerstammtisch nach Feierabend. Entspannung vor dem Countdown. Haben die Planer, die an alles gedacht haben, sich Gedanken gemacht über einen möglichen GAU? "Wenn es wesentlich mehr Teilnehmer und Reisebusse werden, als wir geplant haben, dann wird die Sache spannend", sagt der Verkehrsminister des Jesus-Tages und prophezeit ein Verkehrschaos. "Das lässt sich fast nicht vermeiden. Da müssen wir flexibel sein und improvisieren." Das Finanzministerium mit Ehepaar Bruske an der Spitze rechnet für so eine Situation auf jeden Fall mit respektablen Mehreinnahmen.

Auf die Frage, warum so wenig Frauen in der Runde sind, wird auf die anderen Arbeitsbereiche verwiesen, Dekorations-Teams, Betreuung der Künstlergruppen, Kinderprogramm, nicht so trockenes Zeug, sagt einer. Stress gäbe es aber jetzt in der Endphase überall reichlich. Doch Spaß hat es auch gemacht, ist die vorherrschende Meinung. Und anders als in Vereinen, wo man nach einem Streit gleich auseinanderlaufe, hätten sie hier echte Gemeinschaft erlebt.Mehr Informationen im Internet

www.jesus-tag.de und www.mfj.de .

Hier gibt es auch Tipps zur Marschroute, und weiteren Veranstaltungen.

Marie Wildermann

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