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SONNTAGS um vier: Gott zu Gast am Wassertisch

Christen kämpfen gegen Privatisierung.

Immer am ersten Sonntag im neuen Quartal geht es in der Französischen Friedrichstadtkirche auf dem Gendarmenmarkt nicht nur um Gottes Wort und fromme Gebete, sondern um politische Aktion. Bei der „Politischen Vesper“ am späten Sonntagnachmittag – nach lateinisch „vespere“, Abend – ging es schon um Spekulationen mit Nahrungsmitteln, Waffenexporte und das Abschiebegefängnis auf dem neuen Flughafen. Immer verbunden mit dem Aufruf, sich einzumischen.

Am gestrigen Sonntag war die Rekommunalisierung der Wasser- und Energieversorgung Thema. Ulrike von Wiesenau, Sprecherin des Berliner Wassertischs, erklärte, dass Wasser der Daseinsvorsorge diene und der milliardenschwere Markt deshalb vor dem Zugriff privater, gewinnorientierter Investoren geschützt werden sollte. Eigentumsfragen haben die Menschen schon vor 3000 Jahren umgetrieben. Was Wasser, Quellen, Flüsse und Seen angeht, lässt die Bibel keine Zweifel: „Die Erde ist des Herrn und was darinnen ist, der Erdkreis und die darauf wohnen“, zitierte Pfarrer Giselher Hickel Psalm 24. Doch schon damals versuchten Pharaonen und Stadtkönige, von den Bauern Steuern auf Land und Wasserquellen zu erpressen. Deshalb sei dieser anonyme „Herr“ keine Allerweltsfloskel, so Hickel, sondern ein Streitruf: Lasst die Erde in Ruhe, sie gehört einem namenlosen Herrn, mit dem man keine Geschäfte machen kann. „In Gottes Namen fang ich an, was mir zu tun gebühret“, sangen die 60 Gäste – und unterzeichneten dann Unterschriftenlisten für den Wassertisch. Claudia Keller

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