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SONNTAGS um zehn: Das hohe Gut der Treue

Tag der Ehejubilare in der Hedwigs-Kathedrale

Feierlich erklangen die Trompeten, als Berlins Erzbischof Georg Kardinal Sterzinsky mit seinem goldenen Hirtenstab durchs weite Rund der katholischen Sankt-Hedwigs-Kathedrale zog. Das große Gotteshaus war gut gefüllt – festlich gekleidete Menschen saßen auf den Kirchenbänken. Zum zweiten Mal nach 2008 hatte das Erzbistum zu einem „Tag der Ehejubilare“ eingeladen, und hunderte Paare waren der Einladung gefolgt. Manche feierten in diesem Jahr ihre goldene Hochzeit, andere ihre Silberhochzeit. Anna und Jorge Garcia-Varquez, die mit ihren Kindern Cecilia und Antonio zur Messe gekommen waren, sind dagegen erst seit zehn Jahren verheiratet, „aber wir haben schon lange den richtigen Rahmen gesucht, um das zu feiern“, erzählten sie. Auch Claudia und Andreas Kaiser saßen glücklich in einer Kirchenbank: „Wir hatten gerade Silberhochzeit und wollen dem Herrgott dafür danken, dass er so lange seine Hand über uns gehalten hat.“

Dazu bestand im Gottesdienst reichlich Gelegenheit. Zuvor aber ergriff Georg Kardinal Sterzinsky das Wort. Mal seelsorgerlich bedächtig, mal kämpferisch war seine Predigt. „Wir wollen uns zu Ehe und Familie bekennen, in einer Zeit, in der sie immer mehr angegriffen werden.“ Immer mehr Menschen lebten ohne Trauschein zusammen und dächten „das geht doch auch“. Doch die Ehe sei mehr als ein veraltetes Rechtsinstitut. Die Ehe sei ein Zeichen für das hohe Gut der Treue. „Wir wissen wohl, wie viele Ehen scheitern“, sagte der Kardinal. „Und wir werden uns sehr bemühen, diese Menschen nicht zu verurteilen, sondern ihnen Hilfe anzubieten.“ Doch man könne Beziehungskrisen auch vorbeugen. „Wir wollen keine Nacht vergehen lassen, ohne uns ausgesprochen zu haben“, mahnte der Theologe die Gläubigen. Es gebe keine Ehe, die immer harmonisch sei. „Ohne gegenseitiges Verzeihen, ohne die Bitte um Vergebung geht es in keinem Zusammenleben“, sagte der Kardinal. „Wenn dann aber vergeben ist, dann wird man sehen, wie ein neuer Anfang Früchte tragen kann.“

Dann war es Zeit für den Segen: So wie einst zur Hochzeit konnten alle Paare sich von einem Priester noch einmal persönlich segnen lassen. Schnell bildeten sich lange Schlangen. Auch Anna und Jorge Garcia-Varquez ließen sich von einem Geistlichen die Hände auflegen, bevor sie, wie alle Gottesdienstbesucher, am Ausgang noch ein kleines Geschenk von ihrer Kirche in Empfang nahmen: eine rote Rose. Benjamin Lassiwe

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