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SONNTAGS um zehn: Der Moment, um Kraft zu schöpfen

Ein Gottesdienst in der katholischen St.-Antonius-Kirche in Friedrichshain.

Und wer da suchet, der findet. Auch wenn das bei der katholischen St.-Antonius-Kirche in Friedrichshain etwas länger dauern kann. Gut getarnt liegt sie umgeben von den Plattenbauten der Straße der Pariser Kommune. Von hinten sieht sie wie ein Wohnhaus aus. Wer um das Gebäude herumgeht, steht vor einer Klinkerfassade, vor Kirchenfenstern und einem spitzen Miniaturglockenturm. Dort hat sich um kurz vor zehn eine kleine Gemeinde zur Messfeier versammelt. Alle scheinen sich zu kennen, viele aus DDR-Zeiten. Das schweißt zusammen.

Das gemeinsame Feiern hatte im großen Saal von St. Antonius Tradition, bevor die erste Messfeier stattfand: Der Raum war als Tanzsaal mit Bewirtung und großer Bühne gebaut worden, in einem Nebenraum gab es die winzige Antonius-Kapelle. 1909 gestaltete man den Wirtssaal zum Kirchenraum um. Wo früher die Bühne war, steht der Hochaltar. Statt Tanzmusik nur wohltuende Stille.

Nach der sehnen sich auch die Apostel im heute verkündeten Markus-Evangelium. Sie sind müde, denn sie haben die Botschaft Christi verbreitet und sind gerade zu ihm zurückgekehrt, um zu berichten. „Sie fanden nicht einmal Zeit zum Essen“, heißt es im Evangelium. Jesus will mit den Jüngern einen einsamen Ort aufsuchen, „seinen Mitarbeitern einen Raum der Ruhe verschaffen“, wie es Pfarrer Hans-Joachim Birkhahn in seiner Predigt ausdrückt. Doch auch dort werden sie von einer Menschenmenge empfangen. Da bekommt Jesus Mitleid mit den Menschen.

„Es geht nicht ohne die Momente des Kraftschöpfens“, sagt Pfarrer Birkhahn. Der Sonntagsgottesdienst sei eine Chance, die Betriebsamkeit des Alltags zu unterbrechen. So könnten wir uns jene Aufmerksamkeit für die anderen bewahren, die Jesus im Angesicht der Menge zeigt: „Er wirft einfach seinen Plan über den Haufen, weil er merkt, dass diese Menschen etwas brauchen, das er ihnen geben kann“, sagt Birkhahn.

Der Pfarrer ist ein Freund der klaren Worte. Seit 40 Jahren steuert er die St.-Antonius-Kirchengemeinde – zuerst durch die Zeit in der DDR, in der den Kirchen viele Freiheiten genommen waren. Und durch die Nachwendezeit, als der Gemeinde die Menschen davonliefen und sie nur noch zu Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen kamen. Von Frust darüber ist Hans-Joachim Birkhahn nichts anzumerken. Nach der Messe steht er an den Treppen der St.-Antonius-Kirche und verabschiedet sich von jedem Gemeindemitglied. Er ist davon überzeugt, dass seine Kirche etwas anzubieten hat: „Eine Unterbrechung in all der Betriebsamkeit“ Markus Langenstraß

Katholische Kirchengemeinde St. Antonius, Rüdersdorfer Str. 45 a, 10243 Berlin

www.st-antonius-pius.de

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