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Gutes Gedächtnis. Zum Gottesdienst anlässlich des 65. Jahrestages des Blockade-Endes waren auch die Luftbrücke-Piloten gekommen.

© Doris Spiekermann-Klaas

Sonntags um zehn: Ein Gottesdienst mit Veteranen der Luftbrücke

In der Gedächtniskirche wurde des Endes der Berlin-Blockade gedacht. Auch Piloten der Luftbrücke waren gekommen.

Vor 65 Jahren gingen die Schlagbäume wieder hoch. Lkw, Busse und Interzonenzüge setzten sich in Bewegung. Die Berliner Blockade war vorbei, die Inselstadt Berlin West wieder auf dem Land- und Wasserweg erreichbar. Noch einige Monate lang dröhnten die Motoren der C-54-Skymaster-Flugzeuge im Anflug auf Tempelhof, Gatow und den frisch gebauten Flughafen in Tegel, dann endete auch die Luftbrücke, die die eingeschlossene Millionenstadt mehr als ein Jahr lang mit Lebensmitteln und Kohle versorgte. Ohne die alliierten Piloten hätten viele Berliner die Jahre 1948 und 1949 wohl nicht überlebt.

Gestern saßen einige der Flieger von damals in den ersten Reihen der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche. Mit einem Gedenkgottesdienst erinnerte die Kirchengemeinde an das Ende der Blockade. „Es war eine solch große fliegerische Leistung, dass ich nicht glauben kann, dass wir das geschafft haben“, sagte der ehemalige amerikanische Pilot Charles Childs im Gottesdienst. 196 Mal steuerte er während der Luftbrücke Tempelhof an. „Wenn Gott nicht mit mir im Cockpit gewesen wäre, könnte mein Name heute auch auf dem Denkmal vor dem Flughafen stehen.“ Vor der Luftbrücke sei man mit den Berlinern klargekommen, ergänzte der frühere britische Fernmeldesoldat David Edwards. „Nur wenige Jahre zuvor waren wir Feinde. Dann wurden wir Besatzer. Dann, beinahe über Nacht, wurden wir Freunde.“

Im Gottesdienst zeigten vor allem ältere Berliner in der gut zur Hälfte gefüllten Gedächtniskirche, dass diese Freundschaft anhält. Sie sei die „zentrale Botschaft der Luftbrücke“ geworden, sagte Pfarrerin Cornelia Kulawik in ihrer Predigt. In der Bibel stehe: „Brich den Hungrigen dein Brot! Wenn du einen nackt siehst, so kleide ihn und entzieh dich nicht mit deinem Fleisch und Blut.“ Die Luftbrückenpiloten hätten sich nicht entzogen, sondern mit unglaublichem Einsatz den Menschen im Westteil Berlins Nahrung und Kleidung gebracht.

Und Kulawik erinnerte daran, dass in der Gedächtniskirche auch ein Kreuz aus Nägeln der im Krieg zerstörten Kathedrale von Coventry aufbewahrt wird. Es gelte weltweit als Zeichen für Frieden und Versöhnung. „Nicht Rache und Vergeltungsdenken darf uns leiten, sondern es muss nach Wegen der Verständigung und Versöhnung gesucht werden.“ Die Piloten der Luftbrücke hätten das Leben und die Liebe in die Stadt Berlin getragen. „Sie machten deutlich: Sie sind keine Feinde, auch keine Besatzer, sondern Freunde.

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