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SONNTAGS um zehn: Ein Mann baut auf Fels

Charlottenburgs Epiphaniengemeinde hat jetzt einen Ex-Minister als Pfarrer

„Was Gott tut, das ist wohlgetan“, brauste die Orgel. Ehrenamtliche und Pfarrer aus dem ganzen Kirchenkreis defilierten am Sonntagnachmittag feierlich in die Epiphanienkirche an der Charlottenburger Knobelsdorffstraße: In einem festlichen Abendmahlsgottesdienst führte Superintendent Carsten Bolz den ehemaligen SPD-Bundestagsabgeordneten Steffen Reiche als neuen Pfarrer der Gemeinde ein. Es wurde ein politischer Gottesdienst: Als Glaubensbekenntnis sprach die Gemeinde ein Gebet, das 2004 von Christen aus dem ghanaischen Accra verfasst worden war. „Wir weisen jeden Anspruch auf ein wirtschaftliches, politisches und militärisches Imperium zurück, das Gottes Herrschaft über das Leben umzustürzen versucht, und dessen Handeln im Widerspruch zu Gottes gerechter Herrschaft steht“, heißt es darin. Das passt zu Steffen Reiche. 1989 gehörte der Theologe zu den Mitbegründern der Sozialdemokratischen Partei in der DDR. In Brandenburg wurde er Bildungsminister, zehn Jahre gehörte er der Landesregierung an. Weitere vier Jahre saß er im Bundestag. Nachdem er bei der Wahl 2009 sein Mandat verloren hatte, kehrte er in seine Kirche zurück.

Jetzt werde aus dem Staatsdiener ein Gemeindediener, sagte Superintendent Carsten Bolz. In seiner Predigt sprach Steffen Reiche über das Ende der Bergpredigt, über das Bild vom klugen Mann, der sein Haus auf Fels baute. Der neue Pfarrer ermutigte zum Gottvertrauen. Gott stehe den Menschen bei, mitleidend, mittragend, über alle Leiden hinaus, sagte Reiche. „Auf Menschen bauen ist auf Sand bauen – auf Gott zu bauen, ist dagegen ein Bauen auf Fels, so, dass man dann wieder auf fehlbare Menschen bauen kann.“ Auch auf Menschen wie Steffen Reiche, den die Mitglieder der Epiphaniengemeinde anschließend mit einem fröhlichen Gemeindefest begrüßten. Benjamin Lassiwe

Die Kirchengemeinde im Internet: www.epiphanien.de

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