zum Hauptinhalt

SONNTAGS um zehn: Ein „Om“ für den Westen Ohne Räucherstäbchen: Tag der

offenen Tür im Buddhistischen Zentrum.

Im Schneidersitz hocken die Menschen auf dem Boden. An der Wand stehen goldene Buddhastatuen auf einem Altar, darüber hängen Fotos buddhistischer Lehrer. „Wir lassen alle Geräusche an uns vorbeigehen“, sagt Oliver Klössing. „Durch den Raum kommt ein goldener Buddha auf uns zu, er lächelt.“ Klössing versucht, die rund 20 Besucher des Buddhistischen Zentrums in der Milastraße in Prenzlauer Berg mitzunehmen in eine Meditation. Am Sonntag hatte der Treffpunkt von rund 200 Berliner Buddhisten zum Tag der offenen Tür geladen. Bei Kaffee und Kuchen konnten Neugierige mit den Schülern des Lama Ole Nydahl in Kontakt kommen, die in den skandinavisch eingerichteten, eher nüchternen Räumen den „Diamantweg-Buddhismus“ praktizieren.

Und viele Klischees über den Buddhismus Lügen strafen. „Wir grillen auch Würstchen und trinken Alkohol“, sagt der 34-jährige Physiker Thomas Stempel, Vorstandsmitglied des Zentrums. Er trägt Jeans und Pullunder, „die orangefarbenen Gewänder tragen ja nur Mönche. Aber wir sind ein reines Laienzentrum, wir haben keine Mönche oder Räucherstäbchen.“ Das liegt an dem spirituellen Lehrer der Berliner Buddhisten, dem Dänen Ole Nydahl. 620 von ihm gegründete Meditationszentren gibt es. „Nydahl versucht, den Buddhismus als Angebot für Westeuropäer zu entwickeln“, sagt Stempel. „Aus unserer Sicht macht es keinen Sinn, Rituale einer asiatischen Kultur zu praktizieren, mit denen wir im Westen sowieso nichts anfangen können.“ Was der Buddhismus im Alltag bringt? „Man bringt anderen Menschen mehr Mitgefühl entgegen. Wir glauben, dass alle Wesen, denen wir begegnen, Buddhas sind – sie haben es nur noch nicht erkannt.“

Oben im Meditationsraum spricht Oliver Klössing nun von Farben, die aus dem Buddha in den Mund der Meditierenden hineinstrahlen. Irgendwann sagt er den Satz, der dann doch viele Vorstellungen erfüllt, die man landläufig vom Buddhismus hat: „Durch den Raum schwebt die Silbe – Om!“ Benjamin Lassiwe

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false